Die Allgaier-Group ist eine weltweit in den Bereichen Automotive und Verfahrenstechnik tätige Unternehmensgruppe. Gefertigt werden vor allem Press- und Blechteile und deren Werkzeuge für die Automobilindustrie sowie Sieb-, Trocknungs- und Granulierungsanlagen. Neben dem Hauptwerk in Uhingen hat das Unternehmen Produktionswerke im Norden Deutschlands und in Sachsen sowie in Frankreich, Mexiko, Schweden, Spanien und Indien.
Allgaier-Group | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1906 |
Sitz | Uhingen, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 1748 (2018)[2] |
Umsatz | 478 Mio. Euro (2018)[2] |
Branche | Automobilzulieferer, Maschinen- und Werkzeugbau |
Website | allgaier-group.com |
Im Jahr 1906 wurde im württembergischen Hattenhofen von Georg Allgaier die Firma Allgaier Werke GmbH zur Fertigung einfacher Schnitt- und Stanzwerkzeuge gegründet. Der Betrieb wurde 1916 ins benachbarte Uhingen verlagert.[3] Der erste größere Auftrag von Karosseriewerkzeugen wurde im Jahr 1928 nach Belgien und Frankreich ausgeliefert. Im darauf folgenden Jahr begann Allgaier mit der seriellen Produktion von Pressteilen für die Automobilindustrie. In der Zeit des Nationalsozialismus war das Unternehmen unter anderem mit Flugzeugteilen und Windenergieanlagen für Bewässerungszwecke weltweit, aber auch mit Bomben und Treibhüllen für Geschosse befasst.
Im Jahr 1946, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, starb der Unternehmensgründer. Seine Familie führte das Unternehmen weiter und begann zwei Jahre später mit der Produktion von Schleppern und Dreschmaschinen für die Landwirtschaft.[4] Aufgrund der großen Auftragslage in den anderen Geschäftsfeldern kam es zu Kapazitätsengpässen, so dass die Traktorenfabrikation 1955 an die neu gegründete Porsche-Diesel Motorenbau GmbH verkauft wurde.[5] Darauf folgend begann die Produktion von Siebmaschinen und damit der Geschäftsbereich „Verfahrenstechnik“. Mitte der 1960er Jahre beschäftigte das Unternehmen rund 3000 Mitarbeiter, danach geriet das Geschäft mit Landwirtschaftsmaschinen in eine Krise. Die Mitarbeiterzahl schrumpfte bis in die 1970er Jahre auf weniger als 1000.[6]
1975 wurde Dieter Hundt Gesellschafter und alleiniger Geschäftsführer des Unternehmens. Zwei Jahre später gründete er die erste produzierende Tochtergesellschaft in Frankreich. Eine weitere Internationalisierung wurde durch Zukäufe und Gründung von Tochtergesellschaften in Schleswig-Holstein, Schweden und Spanien vorangetrieben. In den 1980er Jahren wurde das Unternehmen unter anderem um ein neues Presswerk am Stammsitz in Uhingen sowie den norddeutschen Siebmaschinenhersteller Mogensen GmbH & Co. KG erweitert und in den 1990er Jahren durch den schwedischen Siebmaschinen- und Sizerhersteller Fredrik Mogensen AB und das spanische Unternehmen Gosag S.A. zu Beginn der Jahrtausendwende.[4]
Im Jahr 2008 übernahm Helmar Aßfalg, zuvor Technik-Vorstand bei Müller Weingarten, die Geschäftsführung.[7] Dieter Hundt, der bis zum 31. Dezember 2007 geschäftsführender Gesellschafter war und seit 1996 deutscher Arbeitgeberpräsident, wechselte zum 1. Januar 2008 in den Aufsichtsrat. Die durch Hundt begonnene Wachstumsstrategie wurde von Aßfalg mit der Gründung von Allgaier de México im Jahr 2009 und der chinesischen Tochtergesellschaft Allgaier Automotive Tool & Die Beijing Co. Ltd. sowie der Almo Process Technology Inc. In den USA im Jahr 2010 weitergeführt. 2011 folgte ein weiteres Werk in Puebla, Mexiko, das im Sommer 2018 um einen weiteren Produktionsstandort in Aguascalientes erweitert wurde. 2015 wurde ein neuer Standort in Oelsnitz, Sachsen eröffnet.[4]
Zum 1. Juni 2008 wurde die bisherige Gesellschaft in drei Gesellschaften aufgeteilt: die Allgaier Werke GmbH (Holding), Allgaier Automotive GmbH (Werkzeugbau und Pressteile-Geschäft) sowie die Allgaier Process Technology GmbH (Verfahrenstechnik).[8]
Zum 1. Oktober 2021 übernahm Achim Agostini die Geschäftsführung.[9] Im Frühjahr 2022 wurde die Übernahme von Allgaier durch einen nicht näher genannten chinesischen Investor bekannt.[10] Im Juli 2022 bestätigte das Unternehmen den Sachverhalt und teilte mit, dass der chinesische Investor Westron zum 1. Juli 2022 die Mehrheit der Anteile des schwäbischen Traditionsbetriebs übernommen habe.[11]
Die Allgaier-Group teilt sich in die zwei Geschäftsbereiche Allgaier Automotive und Allgaier Process Technology. Die Holding-Gesellschaft Allgaier Werke GmbH steuert die zentralen Organisations- und Managementleistungen der Unternehmensgruppe vom Stammhaus in Uhingen.[18]
Als Lieferant für die internationale Automobilindustrie ist Allgaier Automotive auf das Gebiet der Blechumformung und Komponentenherstellung spezialisiert. Die Kernkompetenzen dieses Bereichs bilden der Karosserie- und Sonderwerkzeugbau, die Presswerke, die Entwicklung, Erprobung und Herstellung von Tanksystemen sowie der Fachbereich Car Body. Zu diesem Geschäftsbereich gehören Gesellschaften im Süden und Osten Deutschlands, in Frankreich, Mexiko und China.[19]
Die Allgaier Automotive GmbH mit Sitz in Uhingen ist der größte Standort des Geschäftsbereichs Allgaier Automotive. Hier laufen alle Aktivitäten des Geschäftsbereiches zusammen. Die Allgaier Automotive GmbH ist tätig im Karosserie- und Sonderwerkzeugbau, in der Herstellung von Pressteilen sowie in der Produktion und Entwicklung von Tanksystemen und anderen einbaufertigen Komponenten im Karosseriebereich.[20]
Die Allgaier Sachsen GmbH in Oelsnitz ist seit 2015 ein Teil der Allgaier-Group. Ihre Kernkompetenzen liegen in den Geschäftsfeldern Presswerk und Car Body.[21]
Allgaier France S.à.r.l. wurde 1977 als erste Tochtergesellschaft der Allgaier-Group gegründet und hat seinen Sitz bei Metz in Frankreich. Den Schwerpunkt der Produktion der Allgaier France bildet die Fertigung von Pressteilen und Komponenten mit anschließender kathodischer Tauchlackierung.[22]
Das Pressteile- und Montagewerk Allgaier de Puebla S.A.P.I. de C.V. in Puebla, Mexiko wurde 2011 gegründet. 2018 die Tochtergesellschaft um eine zweite Produktionsstätte in Aguascalientes erweitert[23]. Zu den Kompetenzen des Standortes gehört neben der Fertigung von Strukturteilen auch die Montage von komplexen Schweißbaugruppen.[24]
Allgaier Automotive Tool & Die (Beijing) Co., Ltd. ist ein wichtiger Vertriebs-, Service- und Sourcing Standort. Zu den Kernaufgaben zählen die Akquisition von Kunden im asiatischen Raum, die Abwicklung von Werkzeugbauprojekten mit chinesischen Kooperationspartnern sowie die Instandhaltung und der Service für Serienwerkzeuge.[25]
Der Geschäftsbereich Process Technology mit den Kernmarken Allgaier, Mogensen, Gosag und Mozer fertigt standardisierte als auch individuell angefertigte Systeme und Anlagen zum industriellen Waschen, Trocknen, Kühlen, Sieben und Sortieren von Schüttgütern aller Art und liefert in eine Vielzahl von Branchen. Zu dem Geschäftsbereich Allgaier Process Technology gehören Gesellschaften im Süden und Norden Deutschlands, Schweden, Spanien, USA sowie Indien.[19]
Die Allgaier Process Technology GmbH mit Sitz in Uhingen produziert Trommeltrockner, Wirbelschicht- und Scheibentrockner, kombinierte Trocken-Kühl-Aggregate sowie Taumel- und Vibrationssiebmaschinen. Zudem bietet das Unternehmen komplette Systemlösungen an.[26]
Das 1968 gegründete Unternehmen in Wedel bei Hamburg wurde 1988 von Allgaier übernommen. Zum Produktportfolio gehören neben Siebmaschinen nach dem Sizer-Prinzip auch das Sortiersystem Mogensen MSort.[27]
Die Fredrik Mogensen AB in Hjo, Schweden wurde 1947 gegründet und ist seit 1995 Teil der Allgaier-Group. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Fertigung der Siebmaschine Mogensen Sizer, die 1947 von dem Ingenieur Dr. Fredrik Mogensen erfunden wurde.[28]
Die Allgaier Mogensen S.L.U. wurde 1966 unter dem Namen GOSAG gegründet und ist seit 2003 Teil der Allgaier-Group. Das Unternehmen ist für seine Marke Gosag bekannt und entwickelt und produziert Wasch-, Sieb- und Sortieranlagen für alle Arten von Schüttgütern. Das Produktportfolio umfasst Sandwaschanlagen, Sizer, Verteilerrinnen und Trenntische. Zudem bietet Allgaier Mogensen S.L.U. komplette Turnkey-Lösungen, wie Fracking-Sandwaschanlagen mit Waschvorrichtungen, Verteilerrinnen und Sizer.[29]
Allgaier Process Technology Inc. Ist das nordamerikanische Vertriebs- und Servicebüro mit Standorten in Utah und Ohio. Das Unternehmen bietet neben dem nationalen Vertrieb auch einen After-Market-Support.[30]
Die Mozer Process Technology Pvt. Ltd. in Kalkutta, Indien wurde im 2013 als Joint Venture mit dem Unternehmen International Cumbustion (India) Ltd. gegründet. Neben der Fertigung von Mogensen Sizer produziert das Unternehmen vor allem Trocknersysteme und ist bekannt für seine Marke Mozer.[31]