BYD Auto Company Limited, kurz: BYD Auto (chinesisch 比亞迪汽車 / 比亚迪汽车, Pinyin Bǐyǎdí Qìchē), ist ein Autohersteller in Shenzhen in der Provinz Guangdong in der Volksrepublik China und eine Tochtergesellschaft der BYD Company Ltd. Das Unternehmen ist einer der größten Automobilproduzenten Chinas und an der Hong Kong Stock Exchange notiert. 2015 war BYD Auto weltweit führend beim Verkauf von elektrisch aufladbaren Fahrzeugen,[2] diese Position musste mittlerweile an Nissan abgegeben werden.[3] Im Bereich der Elektromobilität gilt es – nicht zuletzt durch die Markteinführung der weltweit ersten Elektro-Sattelzugmaschine, des ersten Elektro-Gelenkbusses und des ersten Elektro-Doppeldeckerbusses – als eines der innovativsten Unternehmen.
BYD Auto | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft (Tochtergesellschaft) |
Gründung | 2003 |
Sitz | Shenzhen, Guangdong, Volksrepublik China |
Leitung | Wang Chuan-fu (geschäftsführender Direktor)[1] |
Branche | Automobilindustrie |
Website | www.byd.com |
BYD ist das Akronym für: Build your dreams.
Im Januar 2003 kaufte das bis dahin auf die Herstellung von Batterien spezialisierte Unternehmen BYD den angeschlagenen staatlichen Automobilhersteller Xian Qinhuan Automobile. Dieser Unternehmenszweig firmiert seitdem als Tochtergesellschaft unter BYD Auto Co. Ltd.
Bei dem Kauf des staatlichen Unternehmens ging es BYD weniger um den Erwerb von technischem Know-how als um die staatliche Lizenz zum Automobilbau, die seinerzeit in der Regel nur im Rahmen von Joint Ventures vergeben wurde. Zunächst wurde die Produktion des erfolglosen Kleinstwagen Flyer übernommen und unter der Bezeichnung BYD Flyer weitergeführt. Das Modell blieb jedoch mit geringen Verkaufszahlen weitgehend unbeachtet.
In den Folgejahren vermied das Unternehmen den schnelleren Weg der Nutzung von Lizenzbauten globaler Konzerne, sondern setzte langfristig auf Eigenentwicklungen.[4] Dabei kam es zunächst – wie bei anderen chinesischen Unternehmen auch – in einer ersten Phase zu Nachbauten ausländischer Automarken: In eigenen Forschungs- und Entwicklungszentren wurden ausgewählte Modelle anderer Hersteller zerlegt, alle patentierten Bauteile durch maßgefertigte Eigenentwicklungen ersetzt und als neues Modell wieder zusammengefügt. So war der Ende 2005 entwickelte BYD F3 eine weitgehende Imitation des Toyota Corolla und der 2010 erschienene BYD M6 ähnelt äußerlich stark dem Toyota Previa. Diese Vorgehensweise ermöglichte einen schnellen Lernprozess, der zur Entwicklung eigener Technik führte: Bereits 2007 besaß das Automobilunternehmen mehr als 2000 Patente auf Eigenentwicklungen.[4]
Im Unterschied zu den meisten anderen Automobilherstellern, die auf Produkte der Zuliefererindustrie zurückgreifen, produziert BYD Auto die meisten Komponenten selbst; hierzu gehören neben Motoren, Getrieben, Steuer- und Bremssystemen und der gesamten Fahrzeugelektronik selbst Scheibenwischer, Sicherheitsgurte, Airbags und CD-Spieler (lediglich Reifen, Autoglas und wenige Bauteile allgemeiner Art werden extern beschafft.)
Die hierzu erforderliche personalintensive (und für westliche Unternehmen zu kostenintensive) Eigenfertigung vieler Komponenten in relativ geringen Stückzahlen wurde ermöglicht durch Produktionsprozesse, die die Muttergesellschaft BYD bereits im Bereich der Batterieherstellung praktizierte: Die Ablaufabschnitte in der Produktion konnten mittels einer äußerst detaillierten Beschreibung des Workflow so stark verkleinert werden, dass auch junge Menschen mit geringer und selbst gar keiner beruflichen Qualifizierung eingestellt werden. Dies erlaubt eine halbautomatische Fertigung von Autoteilen, die qualitativ den (bei anderen Herstellern in der Regel) von Industrierobotern gefertigten Produkten vergleichbar sind, jedoch, bedingt durch die in China gegebenen Niedriglöhne, kostengünstiger angeboten werden können.
Zur Verbesserung der weiteren Unabhängigkeit von Zulieferern und zur Erreichung eines weitgehend autarken Produktionsprozesses erwarb BYD Auto am 10. März 2010 vom japanischen Unternehmen Ogihara Corp. eine Fabrik zur Herstellung von Fahrzeugteil-Urformen.[5] Gleichzeitig erweiterte BYD Auto permanent seine Forschungs- und Entwicklungszentren, an denen heute rund 10.000 Wissenschaftler an inzwischen vier Standorten arbeiten.
Dies förderte in einer zweiten Phase den Übergang zu vollständig neuen Entwicklungen. Das Ergebnis waren neuartige Fahrzeuge, wie der BYD F3DM als erstes Hybridfahrzeug Chinas[6], das Nachfolgemodell BYD Qin sowie der BYD e6, ein Elektroauto, das weltweit vor allem als Taxi im Einsatz ist.
2010 wurden bereits über 500.000 Fahrzeuge produziert.[7]
Der global vermarktete BYD ebus wird auch in Europa im regulären Liniendienst eingesetzt, so in den Niederlanden (35 Busse in Amsterdam-Schiphol) und in London (u. a. zwei Linien mit 51 Batteriebussen). Damit belieferte BYD die größten Elektrobusflotten in Europa.[8] Insgesamt wurden bis Januar 2019 bereits 50.000 Elektrobusse hergestellt.[9] Auch in Deutschland werden Elektrobusse von BYD eingesetzt, so sind seit Oktober 2020 in Bochum und Gelsenkirchen 20 Elektrobusse in der Solobus-Variante (12-m-Standard) im Dienste der BOGESTRA und zwei Fahrzeuge in Herne für die HCR im Einsatz.[10]
Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag bestätigte in einem Bericht zur Zukunft der Automobilindustrie dem Unternehmen BYD Auto einen hohen Integrationsgrad und eine hohe Wertschöpfungstiefe im Bereich der für Elektrofahrzeuge notwendigen Batterienherstellung.[11]
Am 29. März 2012 hat das Unternehmen vom TÜV Rheinland ein Sicherheitszertifikat für die Ladeeinrichtungen seiner Elektrofahrzeuge BYD ebus und BYD e6 erhalten, das die angestrebte Vermarktung dieser Produkte auf dem europäischen und amerikanischen Markt vereinfacht.[12]
Im selben Jahr erweiterte BYD sein Geschäftsfeld um die Produktion von Gabelstaplern und Niederhubwagen. Auf einem neu erschlossenen Gelände im Industriepark Shaoguan entstand auf 100.000 m2 eine Fabrik mit Fertigungskapazitäten für 50.000 Fahrzeuge pro Jahr.[13] 2016 erhielt das Unternehmen auf der Leitmesse CeMAT in Hannover von dem unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie stehenden IFOY Award die Auszeichnung „Weltbester Stapler des Jahres“.[14]
2014 erweiterte das Unternehmen sein Angebot an Elektrofahrzeugen um die Elektrolastkraftwagen T5 und T7 sowie die weltweit erste Elektro-Sattelzugmaschine T9. BYD-Elektrolastkraftwagen werden seit September 2016 in größerer Stückzahl als Großkehrmaschine zur Reinigung der Straßen der chinesischen Hauptstadt Peking eingesetzt.
Unternehmen aus dem Bereich der Batterietechnik verfügen über einen Innovationsvorteil bei der Neuentwicklung von Elektrofahrzeugen gegenüber traditionellen Automobilkonzernen, die eher an der Verbesserung des herkömmlichen Verbrennungsmotors sowie des (bei Elektrofahrzeugen nicht vorhandenen) Antriebsstranges (Getriebe, Kupplung, Abgasminderung) festhalten. In der ersten Jahreshälfte 2016 vervielfachte das Unternehmen den Gewinn um 384 %.[15]
Anfang Mai 2020 verkündete das Unternehmen, in Europa noch 2020 Fahrzeuge verkaufen zu wollen. Zum Start kam der BYD Tang schließlich im August 2021 auf den norwegischen Markt, der weltweit zu den führenden für Elektroautos gehört.[16][17] Auf dem Pariser Autosalon im Oktober 2022 stellte der Hersteller weitere Modelle für Europa vor. Zu nennen sind hier der BYD Han, der BYD Seal und der BYD Yuan Plus.[18] Im gleichen Monat soll in Deutschland der Verkauf beginnen.[19]
Im März 2022 stellte BYD die Produktion von reinen Verbrennermodellen ein. Seitdem werden nur noch Plug-in-Hybride und Elektroautos gebaut.[20]
BYD Auto verfügt über acht Produktionsstandorte weltweit[21]: Xi'an, Shangluo, Shaoguan, Shenzhen, Lancaster (Kalifornien), Sriperumbudur, Komárom und Allonne. In der kalifornischen Stadt Lancaster werden Elektrolastkraftwagen und der BYD ebus gefertigt. Zusammen mit dem Unternehmen Alexander Dennis (ADL) werden in der schottischen Stadt Falkirk Batteriebusse hauptsächlich für den britischen Markt gefertigt. In der ungarischen Stadt Komárom wurde im Frühjahr 2017 die erste Automobilfabrik des Unternehmens auf dem europäischen Kontinent eröffnet[22]. Zunächst war eine jährliche Montage von 200 Elektrobussen sowie von Elektro-Gabelstaplern vorgesehen. Nach Erweiterung sollen auch Elektrolastkraftwagen für den europäischen Markt gefertigt werden. Das Werk wird als Tochterunternehmen unter der Bezeichnung BYD Electric Bus & Truck Hungary Kft geführt.[23]
Linienbus
Reisebus
Lastkraftwagen
Gabelstapler
Niederhubwagen
Zeitleiste der BYD-Modelle seit 2003 | ||||||||||||||||||||
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Typ | 2000er | 2010er | 2020er | |||||||||||||||||
3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | |
Kleinstwagen | BYD Flyer | F0 | e1 | |||||||||||||||||
Kleinwagen | Dolphin | |||||||||||||||||||
Kompaktklasse | F3 | |||||||||||||||||||
F3R | e2 | |||||||||||||||||||
G3 | ||||||||||||||||||||
L3 | e3 | |||||||||||||||||||
D1 | ||||||||||||||||||||
Mittelklasse | F3DM | Qin | Qin | |||||||||||||||||
Su Rui | Destroyer 05 | |||||||||||||||||||
e5 | Seal | |||||||||||||||||||
G5 | ||||||||||||||||||||
F6 | G6 | |||||||||||||||||||
Obere Mittelklasse | Han | |||||||||||||||||||
e9 | ||||||||||||||||||||
SUV | Yuan | |||||||||||||||||||
S2 | ||||||||||||||||||||
Yuan Plus | ||||||||||||||||||||
Song | Song | |||||||||||||||||||
Song Plus | ||||||||||||||||||||
S6 | S7 | |||||||||||||||||||
Tang | Tang | |||||||||||||||||||
Corvette 07 | ||||||||||||||||||||
Van | e6 | |||||||||||||||||||
M6 | Song Max | |||||||||||||||||||
Cabriolet | S8 |
Zwischen 2003 und 2021 sind in der Volksrepublik China insgesamt 6.652.822 Fahrzeuge von BYD verkauft worden. Mit 730.093 Einheiten war 2021 das erfolgreichste Jahr.[27]
Jahr | Stück | |||
2003 | 21.253 | |||
2004 | 17.900 | |||
2005 | 11.038 | |||
2006 | 63.592 | |||
2007 | 101.665 | |||
2008 | 170.880 | |||
2009 | 448.458 | |||
2010 | 519.775 | |||
2011 | 448.484 | |||
2012 | 456.056 | |||
2013 | 506.189 | |||
2014 | 437.725 | |||
2015 | 452.488 | |||
2016 | 494.116 | |||
2017 | 403.496 | |||
2018 | 507.127 | |||
2019 | 451.246 | |||
2020 | 411.241 | |||
2021 | 730.093 | |||
Verkaufszahlen in China, Quelle: [27] |
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