Die Dräxlmaier Group ist ein deutscher Automobilzulieferer mit Hauptsitz in der niederbayerischen Stadt Vilsbiburg. Das 1958 gegründete Familienunternehmen entwickelt und produziert Elektrik- und Elektronikkomponenten, Bordnetze und Interieure sowie Nieder- und Hochvoltspeichersysteme für Kraftfahrzeuge.
Dräxlmaier Group | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1958 |
Sitz | Vilsbiburg, Deutschland |
Leitung | Stefan Brandl Jan Reblin Fritz Dräxlmaier[1] |
Mitarbeiterzahl | 74.034[2] |
Umsatz | 4,18 Mrd. EUR[2] |
Branche | Automobilzulieferer |
Website | www.draexlmaier.com |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Gemessen am Jahresumsatz 2020 belegt das Unternehmen Platz 57 der 100 größten Automobilzulieferer der Welt.[3] Die Unternehmensgruppe erreichte 2020 einen Umsatz von 4,18 Mrd. EUR und hatte rund 74.000 Mitarbeiter.[2] Zu den Kunden des Unternehmens gehören Audi, BMW, Jaguar Land Rover, Maserati, Mercedes-Benz Group, Mini, Porsche, Tesla und Volkswagen.
Die Geschäftsführung obliegt Stefan Brandl und Jan Reblin.[1] Der langjährige Geschäftsführer Fritz Dräxlmaier fungiert seit 1. Januar 2019 als Chairman.[4] Seit dem 1. Juli 2021 ist zudem Stefan Brandl neuer Vice Chairman der Dräxlmaier Group.[5]
Als Automobilzulieferer stellt die Dräxlmaier Group Bordnetzsysteme, zentralen Elektrik- und Elektronikkomponenten, Interieure sowie Nieder- und Hochvoltspeichersysteme für die Elektromobilität her.
Die Dräxlmaier Group fertigt Instrumententafeln, Mittelkonsolen und Türverkleidungen für Automobile. Außerdem produziert der Automobilzulieferer komplette Tür- und Cockpitmodule, die durch Systemintegration an die Sonderausstattungen des jeweiligen Fahrzeugs angepasst werden.[6] Des Weiteren stellt das Unternehmen RGB-Ambientebeleuchtungfür Fahrzeugnnenräume her.[7]
Zur Produktpalette der Dräxlmaier Group zählen alle Elemente des gesamten elektronischen Bordnetzsystems. Das Unternehmen gilt als Erfinder des kundenspezifischen Kabelbaums.[8]
Dräxlmaier produziert Hochvolt- und Batterieverkabelungen, autarke Leitungssätze, Datenleitungen und Motorleitungssätze.[9] Des Weiteren werden Sensoren und Schalter sowie Hochvolt-Leistungsverteiler und Sicherungsboxen hergestellt.[10]
Die von Dräxlmaier entwickelten und hergestellten Speichersysteme umfassen elektrische Hoch- und Niedervoltspeicher auf Lithium-Ionen Basis von 12 V bis zu 800 V und HV-Komponenten für eine Bordnetzspannung größer 60 V sowie Hochvolt-Schaltboxen.[11] Für die Herstellung von 800-Volt-Automobilbatterien errichtete das Unternehmen in Sachsenheim bei Stuttgart ein eigenes, 10.000 m² großes Werk mit Entwicklungsabteilung.[12] Seit Mai 2019 werden dort unter anderem die Batterien für den Porsche Taycan hergestellt.[13]
Im Mai 1958 stiegen Lisa und Fritz Dräxlmaier senior in den wachsenden Automobilmarkt ein. Die Produktion von 50.000 Kabelsätzen für das von der Hans Glas GmbH in Dingolfing gefertigte Goggomobil war der erste Auftrag des niederbayerischen Unternehmens. Wenig später wurde die zweite Produktsparte aufgebaut. Dräxlmaier lieferte mit Instrumententafel, Türverkleidung, Sitzbezüge und Hutablage nun die gesamte Kraftfahrzeugausstattung für den bis 1969 gebauten Kleinwagen.[14][15]
Aufgrund der Auftragsentwicklung installierte Dräxlmaier 1960 die ersten Anlagen für die Verschweißung von Türverkleidungen und die Verformung thermoplastischer Folien zur Herstellung von Armaturentafeln. Im Zuge dessen wurde 1964 die erste eigene Fabrikhalle gebaut. 1966 konnte die BMW AG als neuer Kunde gewonnen werden.[16] Der erste Auftrag für BMW war die Ausstattung des BMW 1600 GT.[17]
Die weiter steigende Auftragslage veranlasste Dräxlmaier 1968 dazu, den Standort Vilsbiburg zu erweitern. Im Zuge der Aus- und Umbaumaßnahmen entstanden so ein eigener Formen- und Werkzeugbau und die erste EDV-Anlage. Im selben Jahr wurde zudem der Bau eines neuen Produktions- und Verwaltungsgebäudes begonnen. Audi und die Volkswagen AG wurden ab 1969 bzw. 1971 mit Produkten der Firmengruppe Dräxlmaier beliefert.[18]
Mit der Fertigung in Tunesien begann 1974 die internationale Expansion. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche weitere ausländische Standorte eröffnet, darunter ein Produktionswerk für Leitungssätze und Interieurkomponenten in Ontario, Kanada (1976).[19]
Die Betriebsstätten des Familienunternehmens entwickelten sich innerhalb von 20 Jahren stetig, und die Zahl der Mitarbeiter stieg kontinuierlich während dieser Zeit, so beschäftigte Dräxlmaier im Laufe der 1980er-Jahre knapp 2000 Mitarbeiter. Auch das weltweite Produktionsnetzwerk vergrößerte sich. Es wurde ein Fertigungsstandort in Braunau am Inn, Österreich (1978) und vier weitere Auslandsgesellschaften gegründet.[18]
1982 fertigte das Unternehmen erstmals Komponenten für Daimler-Benz. 1983 setzte Dräxlmaier erstmals einen Großrechner ein und stellte 100 Arbeitsplätze auf elektronische Datenverarbeitung um. Mit dem Bau des automatischen Hochregallagers und des Kommissionier-Teilelagers 1987 wurde die Grundlage für ein Supply-Chain-Management geschaffen. Von hier aus werden seit dieser Zeit der Materialfluss und alle wesentlichen JIT/JIS-Prozesse gesteuert.[20]
1993 eröffnete Dräxlmaier Produktionsstandorte in Tschechien und Rumänien.[18] Mit dem Auftrag zur Entwicklung, Fertigung und Lieferung des kompletten Cockpits für den Mercedes-Benz CLK vollzog das Unternehmen 1994 den Schritt zum Systemlieferanten im Interieurbereich. 1996 wurde das Produktionsnetzwerk durch die Neugründungen in Amerika und Mexiko erweitert.[18] Bereits 1994 hatte Dräxlmaier in Mexiko einen Produktionsstandort.[21] Die „Firmengruppe Dräxlmaier“ wurde 1997 in „Dräxlmaier Group“ umbenannt. Im November 1997 kaufte die Dräxlmaier Group von der damaligen Daimler-Benz AG die Tochtergesellschaft Holzindustrie Bruchsal GmbH.[22]
1998 wurde das neue Dräxlmaier-Technologiezentrum am Standort Vilsbiburg bezogen. 1999 produzierte die Dräxlmaier Group als erster Systemlieferant ein Vollleder-Interieur für das Mercedes-Benz CL-Coupé.[23] Im Jahr 2000 folgte die Fertigung des Gesamtinterieurs des BMW Z8. Für beide Modelle entwickelte und lieferte Dräxlmaier zudem das Bordnetz.[17]
2002 entwickelte, produzierte und lieferte Dräxlmaier das komplette Bordnetzsystem und Interieur für die Luxuslimousine Maybach. Neben einem weiteren deutschen Standort in Landau an der Isar entstand 2003 in Shenyang, China, ein neues Dräxlmaier-Werk.[24] Auch Porsche, Jaguar Land Rover und Cadillac gehören seit dieser Zeit zum Kundenstamm des Unternehmens. In den Jahren 2005–2007 folgten weitere Standorteröffnungen in Südafrika (2005); 2006 in Thailand, Spanien und Mexiko sowie 2007 in Balti in Moldawien, wo Dräxlmaier eine komplett neue Fabrik errichten ließ, in der 2000 Menschen beschäftigt werden.[25]
Die Dräxlmaier Group führte 2008 den Naturfaser-Verbundwerkstoff für den Fahrzeug-Innenraum ein. Die für die Baureihe des BMW 7er entwickelte Türverkleidung besteht aus Biokompositmaterial.[17] Mit dem Produktionswerk in Serbien folgte 2008 ein weiterer Standort, an dem zunächst 800 Arbeiter an drei Montagelinien beschäftigt waren.[26] Dräxlmaier entwickelte das Gesamtinterieur und das Bordnetzsystem des 2009 auf dem Markt eingeführten Porsche Panamera.[27]
Im Jahr 2011 entwickelte Dräxlmaier die weltweit erste Türverkleidung mit sichtbarer Naturfaser. Diese wurde erstmals 2013 im rein elektrischen BMW i3 verbaut.[17] Das Unternehmen erweiterte seine bestehenden Produktionsflächen in Shenyang, China im Jahr 2012. Zugleich errichtete das Unternehmen im mazedonischen Kavadarci ein vollstufiges Produktionswerk.[28] 2013 eröffnete in Leipzig ein weiterer Standort der Dräxlmaier Group. Im gleichen Jahr wurde mit der Dräxlmaier Aviation GmbH ein neues Geschäftsfeld erschlossen.[29] So entwickelte und produzierte das Unternehmen bis zum Jahr 2017 Interieure für Privat- und Geschäftsreiseflugzeuge.
Mit Tesla Motors wurde 2014 ein weiterer Kunde gewonnen.[30] Im selben Jahr wurde das Logistiknetzwerk des Unternehmens mit dem Standort Zwickau erweitert. Die QESTRONIC Advanced Technologies GmbH aus Geisenhausen wurde 2015 in die Dräxlmaier Group integriert.[31] Im chinesischen Langfang eröffnete der Zulieferer einen neuen Produktionsstandort für Interieurkomponenten.[32]
In Kooperation mit der TU München entstand 2017 ein Forschungs- und Entwicklungsstandort auf dem Campus in Garching.[33] Im US-amerikanischen Livermore wurde ein neuer Produktionsstandort für Interieurkomponenten eröffnet.[34]
Im Jahr 2018 entstand der Dräxlmaier-Campus im GALILEO an der Technischen Universität München in Garching. Dort forschen Dräxlmaier-Entwickler zusammen mit Lehrstühlen der TUM an den Zukunftsthemen der Automobilindustrie.[35] Seine erste hochautomatisierte Batteriefertigung baute der Automobilzulieferer in Sachsenheim bei Stuttgart auf. Seit August 2021 obliegt die Geschäftsführung Stefan Brandl und Franz Haslinger.[1] Fritz Dräxlmaier bleibt dem Unternehmen als Vertreter der Gesellschafter verbunden und übt seine Funktion als Chairman of the Board weiterhin aus. 2021 wurde die Dräxlmaier Group von Forbes in die Liste der World’s Best Employers aufgenommen.[36]
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