Volvo Trucks (schwedisch Volvo Lastvagnar) ist ein schwedischer Lastwagenhersteller mit Sitz in Göteborg und Teil der Volvo Group. Seine Geschichte geht zurück auf den ersten Lastwagen der Marke Volvo aus dem Jahr 1928.[1] Das Unternehmen setzte Standards in den Bereichen Qualität, Sicherheit und Umweltschutz.[2] Mittlerweile spielt die Elektromobilität eine entscheidende Rolle.[3][4] Seit der Übernahme von Renault Trucks im Jahr 2001 ist Volvo Trucks Marktführer für Nutzfahrzeuge in Europa.[5]
Volvo Lastvagnar Aktiebolag | |
---|---|
![]() | |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1928 |
Sitz | Göteborg, Schweden |
Leitung |
|
Branche | Nutzfahrzeuge |
Website | www.volvotrucks.de |
Die meisten Anteile der Firma befinden sich im Streubesitz. Größter Anteilseigner ist die schwedische Investmentgesellschaft Industrivärden mit 8,6 % und 27,7 % der Stimmrechte, vor der chinesischen Zhejiang Geely Holding Group (吉利汽车) mit 8,2 % der Aktienkapitals und 16 % der Stimmrechte.
Am 20. Februar 1928 berichteten schwedische Zeitungen über den ersten Volvo-Lastwagen. Er hatte eine Nutzlast von rund eineinhalb Tonnen.[6] Ende der 1920er Jahre begann die Weltwirtschaftskrise; die Produktion von Nutzfahrzeugen (in der Nähe von Göteborg) war zunächst nur als Ausgleich für Verluste aus dem Automobilbereich gedacht und wurde in den 1930er Jahren zu einem wichtigen Geschäftsfeld. Lastwagen wurden zum festen Bestandteil der Modellpalette und Volvo zum größten Nutzfahrzeughersteller Schwedens noch vor Scania.[1]
Während des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich Volvo zum Hauptzulieferer der schwedischen Streitkräfte. Der Roundnose-Lastwagen war ein Modell mit vereinfachtem Design und Allradantrieb.[2] In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte Volvo viele technische Innovationen, beispielsweise Dieselmotoren mit Direkteinspritzung und ein kippbares Fahrerhaus. Obwohl die Produktion von Lastwagen in den 1960er Jahren rote Zahlen schrieb, führte Volvo den Geschäftsbereich fort. In den 1970er Jahren wurde die Modellpalette umfassend erneuert; Ergonomie, Komfort und Sicherheit rückten in den Mittelpunkt. In den 1980er und 1990er Jahren verfeinerte das Unternehmen seine technischen Innovationen.[1] Der Umweltschutz nahm eine immer größere Rolle ein. Zudem investierte Volvo in digitale Plattformen für Flottenmanagement (verwalten, planen und steuern von Flotten).[2]
Volvo verkaufte 1999 seine Pkw-Sparte an Ford, konzentrierte sich auf das Lkw-Geschäft[7] und vereinbarte eine langfristige Kooperation mit Mitsubishis Lkw-Sparte.[8] Nachdem die Europäische Kommission eine geplante Fusion mit Scania nicht genehmigt hatte, galt Volvo Trucks wegen relativ geringer Stückzahlen selbst als Kandidat für eine Übernahme.[9] Im Jahr 2001 sicherte sich Volvo dann mit dem Kauf der Lkw-Sparte von Renault eine aussichtsreiche Marktposition.[10][11] Es stieg zum Marktführer in Europa und zum international zweitgrößten Anbieter auf.[12][13] Mit der US-amerikanischen Tochtergesellschaft Mack Trucks, die Renault in den 1990er Jahren übernommen hatte,[14] stabilisierte das Unternehmen sein Geschäft in den Vereinigten Staaten.[15][16]
In den 2000er Jahren entwickelte Volvo Trucks als erster Hersteller einen Hybridmotor für Lastwagen. Dieser erhöhte die Wirtschaftlichkeit um rund ein Drittel.[17] Außerdem erforschte das Unternehmen alternative Antriebe, beispielsweise einen Methan-Diesel-Motor und den Antrieb mit Flüssigerdgas, der einen deutlich reduzierten CO2-Ausstoß verspricht.[18][19] Katalysatoren und Dieselrußpartikelfilter verbesserten zusätzlich die Umweltfreundlichkeit.[20] Volvo setzte sich frühzeitig für den Einsatz von Assistenzsystemen ein, insbesondere zur Vermeidung von Auffahrunfällen aufgrund von Unachtsamkeit.[21] Mittlerweile arbeitet Volvo Trucks an autonom fahrenden Lkw.[22][23]
Nach Jahren des Wachstums machte die globale Finanzkrise ab 2008 Volvo zu schaffen.[24] Es wurden hunderte Arbeitsplätze gestrichen,[25] drei Jahre später kehrte Volvo Trucks wieder in die Gewinnzone zurück.[26] Um die Präsenz in Asien auszubauen, wurde eine Beteiligung an einem Joint Venture von Nissan und Dongfeng erworben,[27] die 2013 in dem Erwerb von 45 % der Lkw-Sparte von Dongfeng mündete.[28] Während sich in Europa und den Vereinigten Staaten kaum Veränderungen ergaben, erhielt Volvo Trucks so Zugang zum wichtigen chinesischen Markt.[29] Medien deuteten die Transaktion vor allem als Angriff auf den Marktführer Daimler.[30]
Im Januar 2019 gab die Volvo Group das historisch beste Geschäftsergebnis für Volvo Trucks bekannt.[31][32]
Dachgesellschaft des Unternehmens ist die Volvo Lastvagnar AB, eine Aktiengesellschaft nach schwedischem Recht. Ihr Gegenstand erstreckt sich auf die Forschung, Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Kraftfahrzeugen sowie Zubehör, Ersatzteilen und Dienstleistungen. Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt mindestens 150 Millionen und nicht mehr als 600 Millionen Kronen. Es ist eingeteilt in A- und B-Aktien, deren Stimmrecht sich im Verhältnis zehn zu eins unterscheidet.[33]
Die Volvo Lastvagnar Aktiebolag (Volvo Trucks) befindet sich zu 100 % im Besitz der Aktiebolaget Volvo (Volvo Group). Das Unternehmen wird vollständig vom Konzern konsolidiert.[34] Es existieren Tochtergesellschaften in diversen Ländern, darunter die deutsche Volvo Group Trucks Central Europe GmbH mit Sitz in Ismaning.[35]
Oberstes Lenkungs- und Kontrollgremium des Unternehmens ist der Verwaltungsrat, vergleichbar mit dem Board of Directors im anglo-amerikanischen Raum. Seine Mitglieder sind Roger Alm (Managing Director und President Volvo Trucks seit Januar 2019),[36] Martin Lundstedt (Chair of the Board) und Diana Niu (Member of the Board). Außerdem sind mehrere Prokuristen bestellt.[37]
Die Domäne von Volvo Trucks ist seit geraumer Zeit der Bau von schweren Lastwagen.[2][38][39] Diese beginnen bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 12 Tonnen und werden seit den 2000er Jahren immer stärker am Markt nachgefragt.[40][41]
Im europäischen Raum bietet das Unternehmen derzeit folgende Baureihen an:[42]
Der Volvo FH ist für den Fernverkehr gedacht und legt seinen Fokus in erster Linie auf Fahrerkomfort, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.[43][44]
Beim Volvo FH16 handelte es sich, bis Scania im Jahr 2021 den Typ 770 S raus brachte, um den leistungsstärksten in Serie hergestellten Lastkraftwagen in Europa.[45] Er ist das Flaggschiff von Volvo Trucks.[46]
Der Volvo FM ist ein vielseitig einsetzbarer Lastwagen, der hauptsächlich im Verteilerverkehr auf vergleichsweise kurzen Strecken aktiv ist.[47]
Als Variante des Verteilers Volvo FM hat der Volvo FMX sein Einsatzgebiet vor allem auf Baustellen. Er besitzt unter anderem mehr Bodenfreiheit.[48]
Der Volvo FE ist ein vielseitiger und kompakter Lastwagen für den regionalen Verteilerverkehr, der auch für die Müllabfuhr fährt.[49]
Beim Volvo FL handelt es sich um den kleinsten Lastwagen, der sich durch seine kompakten Abmessungen und sparsame Motoren auszeichnet.[50][51]
2018 stellte Volvo Trucks Probleme bei der Abgasreinigung fest. Ein Bauteil zur Kontrolle des Ausstoßes von Schadstoffen nutzte sich schneller ab als erwartet, wodurch möglicherweise die zulässigen Emissionswerte überschritten werden könnten. Volvo Trucks kündigte eine umfassende Untersuchung an.[52][53] Mit Einführung der neuen Abgasnorm Euro 6d im Jahr 2019 soll dieses Problem hinfällig sein.[54]
Aktuelle LKW-Modelle: FMX | FE | FM | FH | FL | VN/VT/VHD
Aktuelle Omnibus-Modelle: 9700 | 8900 | 7900 | B9TL | B9R | B7RLE | B7R | B5L | B12B | B12M | B12BLE | B10LA
Historische LKW-Modelle: NH | Volvo FLC | F10/F12/F16 | FL 7,10,12 | F88/F89 | F84/F85/F86 | N7/N10/N12 | F4/F6/F7 | Titan | Snabbe and Trygge | L340 | Viking | Brage/Starke/Raske | Longnose | Roundnose | LV101-112 | LV80/90 | LV76-79 | LV71-75 | LV66-70 | LV60-65 | LV4
Historische Omnibus-Modelle: 8700 | 8500 | 7700 | 7500 | 7000 | B12B | B10M | B10B | B10BLE | B10L | Ailsa B55 | B7TL | B7L | B6 | Super Olympian | Olympian | B59 | B58 | B57
Geländewagen und Militärfahrzeuge: TP 21 | C303 | C202