Der Tesla Cybertruck ist ein angekündigtes batterieelektrisch angetriebenes, leichtes Nutzfahrzeug des US-amerikanischen Herstellers Tesla in Form eines Pick-ups. Er wurde im November 2019 anhand eines Prototyps vorgestellt. Geplant sind drei Motorisierungen, die Reichweite soll sich auf etwa 400–800 km (je nach Version) belaufen. Das Fahrzeug ist gegen eine Anzahlung von 100 US-Dollar in den USA und 100 Euro in Europa vorbestellbar. Als Produktionsstart wird das dritte Quartal 2023 angegeben. Der Termin wurde bereits mehrfach nach hinten verschoben.[1] Eine Besonderheit des Fahrzeugs ist seine Karosserie, die in weiten Teilen aus rostfreiem 30X-Stahl bestehen soll. Die Preise sollten ursprünglich bei 39.900 US-Dollar für die Version mit Hinterradantrieb starten, zwei Ausführungen mit Allradantrieb sollten ab 49.900 bzw. 69.900 US-Dollar erhältlich sein.[2][3][1]
Laut Teslas CEO Elon Musk ist die Bereitstellung eines leichten Nutzfahrzeugs in den Vereinigten Staaten eines der Hauptanliegen des Konzerns, da es sich mit etwa 6500 verkauften Fahrzeugen am Tag und ca. 65 % (Pick-ups 17,6 %) Marktanteil[4] um eine der bestimmenden Klassen handelt.[5] Binnen einer Woche wurde das Fahrzeug über 250.000 mal vorbestellt.[6]
Alle Modelle des Cybertrucks sollen standardmäßig eine Autopilot-Funktion haben, wie sie aus dem Model S, 3 und X bekannt ist. Hinzu kommen eine 120/220-V-Wechselstrom-Ausgabe sowie ein adaptives Luftfederungs-System, das sich der Beladung anpassen soll.[7] Das pneumatische System hat einen Anschluss für entsprechende luftbetriebene Werkzeuge. Einen solchen Ausgang findet man häufig auch bei größeren Landmaschinen, deren Federungen ähnlich konzipiert sind.[8]
Der Korpus besteht aus 3 mm starkem rostfreiem Stahl. Das unterscheidet den Cybertruck von handelsüblichen Pickups mit tragendem Fahrgestell.[9] Zum Gewicht machte der Hersteller bisher keine näheren Angaben.
Neben der dauerhaften Rostbeständigkeit verspricht Tesla eine sehr kratz- und schlagbeständige Oberfläche.[7] Die Lackierung einer Karosserie aus rostfreiem Stahl gestaltet sich technisch schwierig, Tesla kündigte an, das Fahrzeug in keiner anderen Farbe anzubieten als der natürlichen Farbe des Edelstahls.[10]
Im Innenraum finden sechs Personen Platz. Der Laderaum umfasst etwa 2800 Liter. Für Ladung, die höher als die Pritschenabdeckung ist, lässt sich eine Abdeckung aufrollen.[7]
Weitere Ausstattung sollen eine Camping-Ausrüstung[11] sowie ein Photovoltaik-Dach sein, das Energie für bis zu 15 zusätzliche Meilen am Tag laden können soll.[12] Entsprechende Überlegungen waren bereits für das Model 3 unternommen, aber wegen der geringen Oberfläche als unwirtschaftlich verworfen worden.
Der Cybertruck soll in drei Varianten erscheinen, die sich in der Anzahl der Motoren unterscheiden:
Variante | Antriebsart | Reichweite
(EPA) |
Beschleunigung
(0-97 km/h) |
Höchstgeschwindigkeit | Nutzlast | Zuglast | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Single Motor RWD | Hinterradantrieb | >250 Meilen/
~400 km |
<6,5 s | 110 mph (177 km/h) | 3500 lbs./
1500 kg |
>7500 lbs./
3,1 t |
39.900 US$ |
Dual Motor AWD | Allradantrieb | >300 Meilen/
482 km |
<4,5 s | 120 mph (193 km/h) | >10.000 lbs./
4,5 t |
49.900 US$ | |
Tri Motor AWD | Allradantrieb | >500 Meilen/
800 km |
<2,9 s | 130 mph (209 km/h) | >14.000 lbs./
6,3 t |
69.900 US$ |
Der Antriebsstrang selbst soll stark dem anderer Modelle des Herstellers ähneln.[14] Der Cybertruck soll mit der 250-kW-Supercharger-Infrastruktur des Unternehmens kompatibel sein.[7] Die zukünftig geplante Funktion für ein vollständig autonomes Fahren ist anvisiert und vorbestellbar.[15]
Die Reaktionen auf das Fahrzeugdesign fielen gemischt aus. In den sozialen Medien äußerten sich viele Kommentatoren enttäuscht über das unerwartete Äußere[16] und auch die Aktieninhaber des Konzerns schienen überrascht. In der Folge der Vorstellung verlor der Aktienkurs etwa 6 % an Wert.[17] Infolge der hohen Anzahl an Vorbestellungen erholte sich der Wert der Aktie jedoch schnell nachhaltig.[18]
Positiv überraschten jedoch die Angaben zur Reichweite und die (gerade im Verhältnis dazu) niedrigen Preisvorstellungen. Der vergleichsweise günstige Verkaufspreis soll sich laut Tesla vor allem durch die geringen Kosten der Skelettbauweise sowie der fehlenden Lackierung ergeben.[19]
Nachdem weltweit bereits andere Fahrzeuge Teslas in den Polizeibetrieb aufgenommen wurden, gingen inzwischen bereits mindestens 15 Bestellungen für eine Polizeivariante des Cybertrucks ein, darunter aus Mexiko und Dubai.[20][21]
Ein Mitarbeiter der SGS-TÜV Saar GmbH äußerte Bedenken bezüglich des europäischen und deutschen Zulassungsverfahrens für das Fahrzeug in der aktuellen Form. Die kantige Front sei schwierig mit den dortigen Ansprüchen der Passantensicherheit zu vereinbaren. Hinzu käme die fehlende Knautschzone der steifen Karosserie, welche, im Falle eines Unfalls, die volle Wucht eines Aufpralls auf die Insassen übertragen würde.[22]
Im Zuge der Präsentation stellte Musk ein eigens für den Cybertruck designtes und auf die Ladefläche zugeschnittenes Quad-Bike vor, das ATV Tesla (inzwischen Tesla Cyberquad). Bisher sind keine näheren Spezifikationen zu dem Vehikel bekannt, jedoch soll ein direktes Laden über das 220-V-Bordnetz des Cybertrucks möglich sein.[23] Die Produktion soll 2022 beginnen und der Erwerb nur in Verbindung mit dem Kauf eines Cybertrucks möglich sein,[24][25] der allerdings nicht vor dem 3. Quartal 2023 erhältlich sein wird.[1]
Elon Musk stellte, in Ergänzung der Pläne zum Cyberquad, ebenfalls die Produktion eines passenden Dirtbikes in Aussicht.[26]
Nachdem der Produktionsstart mehrfach verschoben wurde,[27] soll die Produktion im dritten Quartal 2023 (Stand August 2022)[1] in einem eigens dafür errichteten Werk[28] starten. Dafür kommen laut CEO Musk mehrere Standorte in den mittleren Bundesstaaten der USA infrage. Eventuell sollen dort auch die für die Ostküste produzierten Model Y entstehen.[29][30][31] Im Oktober 2020 wurde verlautbart, dass der Cybertruck nur für den nordamerikanischen Markt verfügbar sein wird, da er in seiner jetzigen Form, aufgrund der sehr steifen Karosserie mit dem dadurch bedingten mangelndem Insassen- und Fußgängerschutz, in Europa nicht zulassungsfähig wäre. Ob eine für internationale Märkte angepasste Version folgen wird, lässt Tesla offen.[32]
Im Rahmen der Präsentation waren Fahrzeuge aus Filmen wie Blade Runner und ein DeLorean DMC-12 aus Zurück in die Zukunft auf dem Gelände ausgestellt. Letzteres Fahrzeug diente bereits den Flügeltüren des Tesla Model X als Vorbild und ist auch Vorlage für die Idee, Teile des Cybertrucks in Edelstahl und Titan zu fertigen.[33]
Während der Präsentation schlug Teslas Chefdesigner, Franz von Holzhausen, mit einem Vorschlaghammer auf die Fahrertür des Fahrzeugs ein, ohne dass sichtbare Spuren erkennbar waren. Die Demonstration, bei der die Haltbarkeit der Scheiben demonstriert werden sollte, schlug jedoch fehl. Die von Holzhausen auf das Glas geworfenen Stahlkugeln ließen die Scheiben reißen.[34] In einem inzwischen durch Tesla veröffentlichten Video hält das Glas stand.[35] Musk äußerte sich im Nachhinein zu der Panne mit der Vermutung, dass die Hiebe mit dem Vorschlaghammer gegen die Fahrertür den unteren Teil der Scheibe hatten brechen lassen und so die Stabilität der gesamten Fläche beeinträchtigt wurde.[36] Jedoch brach auch die Scheibe der hinteren Türe, auf die nicht mit dem Vorschlaghammer eingeschlagen wurde, als die Kugel bei der Präsentation auf diese Scheibe geworfen wurde. Seit Januar 2020 verkauft Tesla selbstironisch ein T-Shirt, auf dem eine 1:1-Abbildung des Steinschlags auf der Fahrerscheibe abgebildet ist.[37][38][39]
Als Inspiration für das Design diente laut Musk Picassos Auslegung des Kubismus sowie der Lotus S1 Esprit, der unter anderem als Unterwasser-Umbau in dem James-Bond-Film Der Spion, der mich liebte von 1977 vorkam.[40] Um die Aerodynamik des kantigen Fahrzeugs zu optimieren, wurden die Erkenntnisse bezüglich der Manipulation von Luftströmen aus Musks Raumfahrt-Unternehmen SpaceX genutzt.[41] Die Grundlagen dieser Technik stammen aus der Zeit des Chrysler Airflow, dessen Entwickler Carl Breer sich an die Formgebung von Luftschiffen anlehnte und sie mit Hilfe von Orville Wright intensiv in Windkanälen erprobte. Laut Elon Musk werde Tesla versuchen, im Zuge weiterer Optimierungen einen cw-Wert von bis zu 0,3 zu erreichen.[42]
Als Datum der Präsentation wurde der 21. November 2019 ausgewählt, weil an diesem Tag die Geschichte von Ridley Scotts Science-Fiction-Film Blade Runner aus dem Jahr 1982 einsetzt.[43][44] Auch der Ort, ein Areal nahe dem Betriebsgelände von SpaceX, entspricht ungefähr dem des Film-Intros. Syd Mead, der Art Director des Films, äußerte sich umgehend begeistert zu dem futuristischen Design des Automobils.[45]
Auf die Frage hin, ob es mit dem Fahrzeug möglich sei, kleinere Flüsse zu durchqueren, bejahte Elon Musk und kündigte an, der Cybertruck sei in der Lage „eine Weile zu schwimmen“.[46]
Zeitleiste der Modelle von Tesla seit 2008 | ||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Typ | 2000er | 2010er | 2020er | |||||||||||||
7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | |
Roadster | Roadster | |||||||||||||||
Mittelklasse | Model 3 | |||||||||||||||
Oberklasse | Model S | |||||||||||||||
SUV | Model X | |||||||||||||||
Model Y |
Aktuelle Typen: Model S (seit 2012) | Model X (seit 2015) | Model Y (seit 2020) | Model 3 (seit 2017)
Typen in Entwicklung: Semi (2020) | Roadster (2020) | Cybertruck (2021) | Cyberquad (2021)
Frühere Typen: Roadster (2008)