Tesla Semi bezeichnet elektrisch betriebene Sattelzug-Zugmaschinen (englisch semi-trailer truck) des Herstellers Tesla, die am 16. November 2017 anhand von zwei Prototypen vorgestellt wurden.[1][2] Serienproduktion und Auslieferung sollen 2022 beginnen.[3]
Der Tesla Semi ist eine dreiachsige Zugmaschine, deren vier Hinterräder von jeweils einem[4] Elektromotor angetrieben werden. Der Fahrer sitzt mittig und weit vorne, was für eine besonders gute Rundumsicht sorgen soll. Die Außenspiegel wurden durch Kameras ersetzt, deren Bild – wie auch alle weiteren angezeigten Fahrzeug-, Navigations- und Flottenmanagementdaten – auf zwei links und rechts des Lenkrads angeordneten 15-Zoll-Flachbildschirmen wiedergegeben wird.[1] Das Führerhaus ist aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff gefertigt und hoch genug, um aufrecht darin zu stehen.[5] Durch seine Stromlinienform sowie bewegliche Seitenklappen zwischen Zugmaschine und Auflieger und einen vollkommen ebenen Unterboden soll ein Luftwiderstandsbeiwert (cw) von 0,36 erreicht werden.[1][6]
Zur Standardausstattung gehört auch eine Windschutzscheibe aus einem Panzerglas (armor glass) mit hoher Bruchfestigkeit. In den Vereinigten Staaten darf ein Lkw nicht weiterfahren, wenn die Windschutzscheibe einen Riss hat, der länger als 19 mm ist und sich mit einem anderen Riss überschneidet. Bruchfestes Glas verringert somit die Ausfallzeiten.[7][8] Zudem verfügt das Fahrzeug über eine verbesserte Autopilot-Funktionalität (auf Autobahnen selbstfahrend[6]) mit Antiblockiersystem (AEB), eine automatische Spurhaltung (Automatic Lane Keeping, ALK), Front-Kollisionswarnung (Forward Collision Warning, FCW), eine Smartphone-App wie bei Tesla-Pkw sowie eine 1.600.000-km-Ausfallgarantie.[2][1]
Die Tesla Semi Zugmaschine soll alleine in 5 Sekunden von 0 auf etwa 100 km/h beschleunigen können, und mit voll beladenem Anhänger in 20 Sekunden. Steigungen bis 5 % kann der voll beladene Lkw – laut Aussage des Tesla-Vorsitzenden Elon Musk – durchgehend mit 65 Meilen/h (104 km/h, laut Semi-Webseite 60 mph bzw. 97 km/h) bewältigen, während die „besten Diesel-Lkw“ höchstens 45 Meilen/h (72 km/h) erreichen.[9][10]
Bei voller Beladung und etwa 100 km/h Geschwindigkeit soll der Lkw weniger als 2 kWh pro Meile verbrauchen, was bei voller Batterie eine Reichweite von mindestens[11][1] 480 oder 800 km (je nach Modellvariante) ermöglichen soll.[9][12] Innerhalb von 30 Minuten soll die Batterie dann wieder für eine Fahrstrecke von 640 km aufgeladen werden können, an noch zu errichtenden, vollständig mit Solarstrom gespeisten „Megacharger“-Ladestationen.[2][1]
Die Betriebskosten sollen mindestens 20 % niedriger als bei einem konventionellen Diesel-Lkw dieser Größe sein (Diesel 1,51 Dollar pro Meile, Tesla 1,26 Dollar pro Meile, jeweils voll beladen bei 60 Meilen/Stunde), bei Platooning noch niedriger (0,85 Dollar pro Meile). Letzteres soll den Tesla Semi laut Aussage von Elon Musk wirtschaftlicher machen als den Schienentransport.[1][2] Es blieb jedoch offen, wie diese Zahlen ermittelt wurden.[6] Als Verkaufspreis „erwartet“ Tesla 150.000 Dollar für das 480-Kilometer- und 180.000 Dollar für das 800-Kilometer-Modell. Vergleichbare Diesel-Sattelzüge kosten heute etwa 120.000 Dollar.[13] Die Amortisationszeit für den Aufpreis des Tesla Semi gab der Hersteller mit zwei Jahren an.[14]
Walmart gab am Tag nach der Erstpräsentation eine Bestellung über 15 Tesla Semis bekannt, mit denen die neue Technik getestet werden soll. Davon sollen 5 in den USA und 10 in Kanada zum Einsatz kommen.[15] Walmart-CEO Doug McMillon begründete den Auftrag mit Nachhaltigkeitszielen.[5] Walmart betreibt eine Lkw-Flotte von insgesamt etwa 6000 Fahrzeugen.[15] Am Tag darauf wurde eine Bestellung von 25 Fahrzeugen durch die kanadische Lebensmittelhandelskette Loblaw Companies bekannt. Pro bestelltem Fahrzeug sind 20.000[13] US-Dollar Anzahlung zu leisten.[16]
Bis zum 19. Dezember 2017 meldete Tesla insgesamt 381 Bestellungen, darunter 125 Fahrzeuge für UPS, 100 für PepsiCo, 50 für den Nahrungsmittelhersteller Sysco und 40 für den Brauereikonzern Anheuser-Busch.[17] Dies entspricht einer Anzahlungssumme von 7,6 Mio. Dollar und einem erwarteten Auftragsvolumen von mindestens 57 Mio. Dollar.
Bei der Vorstellung im Jahr 2017 war der Produktionsbeginn für 2019 vorgesehen.[18] Im Juni 2019 prognostizierte Tesla, dass die Produktion bis Ende 2020 anlaufen würde.[19] Einige Monate später, in der Telefonkonferenz für Investoren im dritten Quartal 2019, wurde das Produktionsziel für 2020 beibehalten, wenn auch in begrenzter Stückzahl. Mitte Januar 2020 kündigte Tesla seinen Reservierungsinhabern ein Wintertestprogramm an, um den Semi bei kaltem Wetter und geringer Traktion zu testen.[20][21] Einige Wochen später, in der Telefonkonferenz für das vierte Quartal 2019, kommentierte Elon Musk die fehlende Fähigkeit zur Batterieproduktion als einen der limitierenden Faktoren für den konservativen Zeitplan der Semi-Produktion und entschied sich stattdessen für die Batterieversorgung von Personenkraftwagen.[22]
Im Januar 2021 kündigte Musk an, dass sich die Semi-Produktion bis zum Ende des Jahres verzögern würde,[23][24] da das Unternehmen hoffte, die Großserienproduktion seiner 4680-Batteriezellen[25] (welche im September 2020 vorgestellt wurden) hochzufahren, um die Nachfrage nach dem Semi und anderen Fahrzeugen zu decken.
Auf der Aktionärsversammlung 2021 kündigte Musk an, dass die Produktion des Semi nicht 2021 beginnen würde und sich wahrscheinlich in das Jahr 2023 verschieben würde.[26][27][28] Tesla plante im Mai 2021, den Semi zunächst in einem Lagerhaus außerhalb von Giga Nevada in geringer Stückzahl zu produzieren, doch ab März 2021 sollte die eigentliche Massenproduktion in Austin, Texas, stattfinden.[29][30]
Im Oktober 2022 kündigte Musk auf Twitter den Beginn der Produktion des Modells mit 500 Meilen (800 km) Reichweite an, das am 1. Dezember 2022 an PepsiCo ausgeliefert werden sollte.[31]
Tesla veröffentlichte zum Semi weder Angaben zur Leermasse noch zur Nutzmasse, was in die Kritik geriet. Die Nutzmasse des Semi im Vergleich zu Diesel-Lkw könnte durch eine große Masse der Energiespeicher beschränkt sein.[32] Analysten schätzten im Jahr 2017 die Masse der Batterie des 800-Kilometer-Modells auf etwa 4,5 bis 6,4 Tonnen. Durch die leichteren Motoren ergäbe sich insgesamt ein Mehrgewicht von etwa 2,7 bis 4,6 Tonnen.[33][34] Diese Berechnungen beruhten auf den Daten der zu dieser Zeit genutzten Batterien, während die angekündigten Leistungsdaten des Semi – ebenfalls nach Einschätzung von Analysten – mit den damaligen Batterien nicht möglich waren.[35] Gewichtsersparnisse durch die verwendeten CFK-Materialien wurden bei der oben genannten Schätzung nicht berücksichtigt.
Aktuelle Typen: Model S (seit 2012) | Model X (seit 2015) | Model Y (seit 2020) | Model 3 (seit 2017)
Typen in Entwicklung: Semi (2020) | Roadster (2020) | Cybertruck (2021) | Cyberquad (2021)
Frühere Typen: Roadster (2008)