Die Maschinen- und Waggonbau-Fabriks-Aktiengesellschaft in Simmering, vormals H. D. Schmid war ein Unternehmen zur Herstellung von Eisenbahnwagen und Automobilen in Österreich-Ungarn, später Österreich.[1][2] Im Jahr 1941 erfolgte die Fusion mit der Paukerwerk Akt. Ges., vormals Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft (Wien) und der Grazer Maschinen- und Waggonbau-Aktiengesellschaft zur Simmering-Graz-Pauker Aktiengesellschaft für Maschinen-, Kessel- und Waggonbau. Der Markenname war Simmeringer.
Maschinen- und Waggonbau-Fabriks-Aktiengesellschaft in Simmering, vormals H. D. Schmid | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1869 (als Rollé & Schwilgué) |
Auflösung | 1941 |
Auflösungsgrund | Fusion zur Simmering-Graz-Pauker Aktiengesellschaft für Maschinen-, Kessel- und Waggonbau |
Sitz | Wien, Österreich |
Leitung | Heinrich Daniel Schmid |
Branche | Kraftfahrzeughersteller, Eisenbahnwagenhersteller |
Die Ursprünge reichen bis 1831 zurück. Auf Anregung des Kanzlers Metternich gründete die Straßburger Brückenwaagenfabrik Rollé & Schwilgué ein Wiener Zweigwerk in der Leopoldstadt mit einer Eisengießerei und mit Heinrich Daniel Schmid (1805–1873) als Geschäftsleiter und stillen Gesellschafter. 1843 gingen die Patente für Brückenwaagen und Feuerspritzen an Schmid über. Im Jahr 1844 löste sich Schmid von seinen Kompagnons und gründete die k. k. landesbefugte Maschinenfabrik von H. D. Schmid, Nachfolger Rollé & Schwilgué. Das Unternehmen spezialisierte sich in der Folge auf Dampfmaschinen aller Art, Maschinen für die Zuckerindustrie sowie auf Lokomobile und Eisenbahnwaggons.[3] Im Jahr 1852 erfolgte ein Umzug nach Simmering, wobei zuerst die Produktion der Waggons hierhin verlagert wurde und 1863 auch die übrigen Produktionszweige.
1869 fand die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft unter der Firma Maschinen- und Waggon-Fabriks-Aktien-Gesellschaft in Simmering vormals H. D. Schmid statt.[4] In den Jahren der Gründerzeit war der Bedarf an Eisenbahnwaggons und Maschinen hoch und das Simmeringer Unternehmen dementsprechend profitabel: 1872 erwirtschaftete man einen Umsatz von fast dreieinhalb Millionen Gulden.[5] In diesem Jahr wurde auch die höchste Dividende mit über 12 Prozent ausgezahlt.[6] 1851 Güterwagen wurden in jenem Jahr erzeugt – dazu kamen 88 Personenwaggons, ferner Patronenhülsen, diverse Eisenabgüsse und Maschinen.[7]
Im Jahre 1899 wurde der 40.000 von Simmering gefertigte Eisenbahnwaggon ausgeliefert.[8] In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten einige Zukäufe beziehungsweise Übernahmen, so beispielsweise der Maschinenfabrik und Eisengießerei G. Topham GmbH & Co. (1909).[9] 1903 übernahm das Unternehmen als Tochterfirma die Brünn-Königsfelder Maschinen- und Waggonfabrik AG.[10] 1912 war Simmering an der Gründung einer Waggonfabrik in Bukarest beteiligt.[11]
Im Ersten Weltkrieg konnte man trotz Materialknappheit sehr profitabel agieren: Noch das Geschäftsjahr 1917/18 wies einen Reingewinn von 2.359.462 Kronen auf. Daraufhin wurde in der 49. Generalversammlung beschlossen, das Aktienkapital von 14 auf 18 Millionen Kronen zu erhöhen.[12]
Nach dem Ersten Weltkrieg gelang es Simmering, seine Tochterfirma in der nunmehrigen Tschechoslowakei zu behalten und sein Produktportfolio durch Diesel- und Benzinmotore, sowie Stahlkonstruktionen vornehmlich für Kräne, Förderanlagen und Seilbahnen auszubauen. Die 1926 gemeinsam mit der englischen Mutterfirma gegründete Parsons Turbinen GmbH ging 1930 in der Simmeringer auf und 1932 übernahm man die Wahlberg Stahlhoch- und Brückenbau G. m. b. H.[13] 1933 besaß die Firma ein Aktienkapital von 6,4 Mio. Schilling.[14] 1934 übernahm das Unternehmen die sehr bekannte Tresorfirma F. Wertheim & Comp.[15]
Im Jahr 1939 erfolgte die Umbenennung in Simmeringer Maschinen- und Waggonbau-Aktiengesellschaft. Nachdem schon in der Zwischenkriegszeit die Grazer Waggon- und Maschinenfabriks AG (1934) und das Paukerwerk in Leopoldau in den Einflussbereich des Simmeringer Unternehmens geraten waren, wurden diese im Besitz der Reichswerke Hermann Göring 1941 zur Simmering-Graz-Pauker Aktiengesellschaft für Maschinen-, Kessel- und Waggonbau vereinigt, später kurz Simmering-Graz-Pauker.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte im Jahr 1946 die Verstaatlichung. 1958 wurden die Lokomotivfabrik Floridsdorf und 1970 die Raxwerke in Wiener Neustadt mit Simmering-Graz-Pauker verschmolzen.[9]
Das Unternehmen vorwiegend Straßenbahn- und Eisenbahnwagen in großen Stückzahlen her, so beispielsweise um 1900 155 Stück Wiener Dampfstadtbahnwagen[16] und 1925 dann die erste Fahrzeuggeneration der Wiener Elektrischen Stadtbahn. Es wurden fast alle Arten von Güter- und Personenwaggons gefertigt, auch für die österreichischen Schmalspurbahnen (Bosnische Spurweite). So lieferte man ab 1908 vierachsige Personenwagen an die Mariazellerbahn (vor allem die bekannten Wagen von 1912) und 1937/40 moderne Ganzstahlwagen an die Pinzgauer Lokalbahn. Da die Fabrik zu dieser Zeit stark ausgelastet war, mussten hier Drehgestelle von Linke-Hoffman-Busch (Breslau) zugekauft werden.[17] Bereits 1914 wurden Kühlwaggons mit elektrischer Kühlung gebaut.[18]
Die Simmeringer Waggonfabrik gehörte zu den Wegbereitern der Dieseltraktion bei den Österreichischen Bundesbahnen. Mit dem VT 40.01 baute Simmering 1929 den ersten normalspurigen Verbrennungsmotor-Triebwagen mit elektrischer Kraftübertragung. Diese war es auch, welche dem Werk zu Ruhm verhelfen sollte: 1933 kam mit dem VT 41 der erste dieselelektrische Schnelltriebwagen Österreichs heraus, angetrieben von einem Simmeringer V8-Dieselmotor mit 160 PS. Der ab 1936 gelieferte VT 42 besaß bereits zwei Antriebsanlagen mit je einem 210 PS Dieselmotor, die Kraftübertragung erfolgte dieselelektrisch nach dem "Gebus"-Prinzip. Im Jahr 1938 schließlich wurde mit dem 420 PS starken VT 44 der erste Dieselschnelltriebwagen mit hydraulischer Kraftübertragung ausgeliefert.
Auch erste Diesellokomotiven wurden gebaut: 1934 wurden die ersten Maschinen der Reihe BBÖ 2040/s an die schmalspurigen Bahnen der BBÖ ausgeliefert, gefolgt 1936 von den ursprünglich als Gepäcktriebwagen konzipierten BBÖ 2041/s. Diese konnten bereits eine für Schmalspurbahnen hohe Geschwindigkeit von 50 km/h erreichen.
Auch "Simmeringer Klein-Lokomotiven" für Feldbahnen und Waldbahnen mit benzin-elektrischer Kraftübertragung nach dem "Gebus"-Prinzip wurden gebaut.[19]
Simmering baute nicht nur Eisenbahnfahrzeuge, sondern war auch eine bedeutende Maschinenfabrik.
Es wurden u. A. Dampfkessel, Dampfmaschinen und Dampfwalzen, Transport- und Förderanlagen sowie diverse Stahlkonstruktionen gebaut. Ab 1926 besaß Simmering und seine Tochterfirmen die Lizenz zur Erzeugung von Parsons-Turbinen für Österreich, die Tschechoslowakei und Osteuropa.[20] 1927 lieferte Simmering gemeinsam mit den Paukerwerken und der Lokomotivfabrik Floridsdorf Hochdruck-Dampfkessel für 35 Atü und 420 Grad Dampftemperatur für das Kraftwerk Simmering der Wiener Elektrizitätswerke.[21] Ebenso lieferte man Mühlen für die Erzeugung des zur Feuerung notwendigen Kohlenstaubs.[22]
In den 1920er Jahren wurden auch Kräne, wie z. B. Hafen- und Schwimmkräne, sowie Verladeanlagen "jeder Bauart und Größe" von der Simmeringer Maschinen- und Waggonfabrik gebaut.[23] 1925 baute die Firma beispielsweise einen Doppelausleger-Kran mit einer maximalen Einzellast von 7,5 Tonnen für die Verladung von Stück- und Sackgut am Umschlagplatz des Bayerischen Lloyd in Wien.[24] Auch Kranwagen, wie z. B. für die Wiener Straßenbahn wurden erzeugt.
Simmeringer baute nicht nur Motore für Eisenbahnfahrzeuge, sondern lieferte auch Diesel-Rohöl-Motore "System Hindl", stationäre und fahrbare Benzin-Benzolmotore, Motor-Turbo-Pumpen, Stromaggregate, Motorkompressore und Motordraisinen.[25]
Auch Seilbahnen wurden bereits früh in das Produktportfolio der Firma aufgenommen, vor allem die eisernen Stützkonstruktionen wurden von der Maschinenfabrik geliefert. 1908 wurde mit der Kohlerer Bahn in Bozen die erste alpine Personenseilbahn der Welt von der Simmeringer Maschinen- und Waggonbaufabrik gebaut, ihre Stützen waren teilweise noch aus Holz gefertigt.
1926 wurden die eisernen Stützen für die erste österreichische Seilbahn, die Raxseilbahn geliefert. 1926/27 baute die Fabrik sämtliche Stützen, Verankerungen und Konstruktionen für die Pfänderbahn in Bregenz und 1928 lieferte man diejenigen der Hafelekar-Bahn in Innsbruck.[26][27] Laut einer Werbeanzeige von 1928 erbaute die Simmeringer Waggon- und Maschinenfabrik für fast sämtliche österreichischen Luftseilbahnen jener Zeit die Stützen und Stationskonstruktionen nach dem "System Bleichert", wie auch die der Tiroler Zugspitzbahn, die Feuerkogel-Seilbahn, die Hahnenkammbahn, die Bahn auf die Schmittenhöhe bei Zell am See, die Kanzelbahn und die Patscherkofelbahn.[28] 1937 wurde die Galzigbahn in St. Anton am Arlberg von der Simmeringer Maschinen- und Waggonbau-Fabriks AG errichtet.[29] Das Unternehmen agierte bei diesen Bahnen stets als Subunternehmer der den Bau ausführenden Firma Adolf Bleichert & Co. aus Leipzig.[30]
1905 begann auch die Produktion von Personenwagen durch Übernahme eines Teils der Fahrzeugproduktion von Wyner.[1] Im Angebot standen die Modelle 8/10 PS mit einem Einzylindermotor und 9/10 PS mit einem Zweizylindermotor.[1] Die Einbaumotoren kamen von De Dion-Bouton.[1] Andere Quellen nennen zusätzlich das Modell 24/28 PS mit einem Vierzylindermotor als Personenwagen.[31][32] Der Markenname lautete MWF.[1] Mitte 1906[31][32] oder 1907[1] endete die Automobilproduktion.
Bereits 1904 begann die Entwicklung eines Lastkraftwagens, der im Frühjahr 1905 vorgestellt und angeboten wurde.[1][31] Der Markenname lautete Simmeringer. Das einzige Nutzfahrzeugmodell 24/28 PS verfügte über einen Vierzylindermotor.[1] Die Nutzlast betrug 5 Tonnen.[1]
1926 wurde ein zweischariger Motorpflug mit 12 PS Leistung und einem Tiefgang von bis zu 23 cm erzeugt.[33]
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