Der Tatra 87 war ein Pkw der Oberklasse mit luftgekühltem Achtzylinder-V-Motor des tschechoslowakischen Herstellers Tatra. Der Nachfolger des Tatra 77a wurde– mit Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg– von 1937 bis 1950 gebaut. Insgesamt 3023 Fahrzeuge verließen das Werk in Kopřivnice (Nesselsdorf). Nachfolger war der 1956 vorgestellte Typ603.
Der Tatra 87 wurde 1937 präsentiert. Er hatte eine viertürige halbselbsttragende Karosserie mit Mittelträgerrahmen mit Y-förmigen Auslegern. Beim Vorgänger 77a war es noch eine Karosserie in Gemischtbauweise (Holzgerippe mit aufgenagelten, in Form tiefgezogenen oder getriebenen Stahlblechteilen) auf einem Plattformrahmen gewesen.[1] Seine gegenüber dem Vorgängertyp etwas veränderte Karosserieform ergibt einen Strömungswiderstandskoeffizienten (cw) von 0,36 (1979 im VW-Klimawindkanal ermittelt und durch neuere Messungen in Großbritannien und Schweden bestätigt) und war mit einem Schiebedach ausgestattet. Der Einbau eines Radios war werksseitig vorbereitet (im Handbuch abgebildet ist das Telefunken IA-39).
Konstrukteure des Tatra 87 waren Hans Ledwinka und Erich Übelacker.
Der Hubraum des Motors war bei gleichbleibender Leistung etwas reduziert worden, das Gesamtgewicht war bei etwas geringerer Baulänge um 470kg gesunken, was insbesondere auf die Verwendung leichterer Materialien zurückzuführen ist (der Motor- und Getriebeblock sowie weitere Bauteile bestehen aus Elektron, einer extrem leichten Magnesiumlegierung). Ebenso wie bei seinem Vorgänger war im Tatra87 der luftgekühlte V8-Motor im Heck eingebaut, jedoch wurde die Kühlluftzufuhr bei höherer Geschwindigkeit verbessert. Für die damals neuen Autobahnen konzipiert, erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 150 bis 160km/h, als Reisegeschwindigkeit wurden 135km/h empfohlen.
Im Jahre 1948 wurde die bisher im Art déco gestaltete Karosserie unter Beteiligung von František Kardaus modernisiert – mit in den voluminöseren vorderen Kotflügeln versenkten Scheinwerfern, modifizierten Stoßfängern und einer veränderten Innenausstattung (Instrumente in Elfenbein statt Schwarz) mit mehr Chromzierteilen am Armaturenbrett. Diese ab 1948 gebaute Version ist auch als Modell „Diplomat“ bekannt. Die neue Front ist jener des kleineren Tatra 600 ähnlich.
Von 1936 bis 1950 wurden 3023 Fahrzeuge gebaut, davon 1371 bis 1945, die restlichen 1652 Stück ab 1946. Die höchste Jahresproduktion lag 1948 bei 700 Fahrzeugen.
Front des Tatra 87
Heck
Dach des Tatra 87 mit dem serienmäßigen, hier geschlossenen Schiebedach
Neue Front ab 1948
Typ 87-603
Zwischen 1950 und 1953 wurden einige Exemplare des Typs 87 mit dem neuen OHV-Motor des 603A ausgerüstet. Diese Versuchsfahrzeuge erhielten den Namen Tatra 87-603.
Prominente Eigentümer des Tatra 87
Hans Ledwinka, der langjährige Konstrukteur der Tatra-Wagen, fuhr als Rentner in München noch einige Jahre lang einen bei der Ringhoffer AG in Wien restaurierten Tatra 87, den ihm sein Freund Felix Wankel geschenkt hatte. Dieses Exemplar ist nun im Deutschen Museum in München ausgestellt.
Josef Kardinal Beran (1888–1969), Erzbischof von Prag
die tschechischen Autoren und Weltreisenden Jiří Hanzelka (1920–2003) und Miroslav Zikmund (1919-2021), die ab 1947 eine Weltreise mit dem Auto unternahmen
Technische Daten
Luftgekühlter Achtzylinder-V-Motor des Tatra 87
Der Motor des Tatra 87 wurde für verschiedene Zwecke verwendet, unter anderem für den Prototyp des Schwimmwagens SG 7 (1943) von Hans Trippel und stationäre Stromerzeugungsaggregate. Auch im motorisierten Schneeschlitten Tatra V 855, der auf dem T87 basiert, wurde dieser Motor verwendet.
Antriebsart: Heckantrieb über die gelenklose Tatra-Pendelachse mit auf zwei Antriebsritzeln abwälzenden Tellerrädern
Bremssystem: hydraulisch (ATE-Lockheed)
Stoßdämpfer: Hebel (Boge) oder Teleskop (Delco Remy Direct Acting)
Vorderachse: Parallelogrammfederachse
Hinterachse: Halbelliptikfedern (cantilever) im Winkel von 45°
Lenkung: Zahnstange
Räder und Reifen
Felgen: V/H: 16″
Reifen: 6,50 × 16″
Elektrische Anlage
12-Volt-Batterie Bosch, alternativ Scintilla oder PAL
Zündkerzen: Bosch W175T1 (W7AC), Beru 175/14 (14-8 AU), Champion L85 (L87YC), alternativ NGK B5HS oder Brisk N15YC
Zündverteiler: Bosch VL8/VG8, alternativ Scintilla NBN8d oder PAL 02/9208.04 (linkslaufend)
Zündspule: Bosch TE 12/1 oder TK 12/3, Scintilla 1BX oder PAL
Lichtmaschine: Bosch RJJ 150/12/1400 L8 mit Reglerschalter SSM 23/65 Z bzw. RJJK 150/12/1400 A L19 mit Reglerschalter RS/GK 130..150/12/2, Scintilla oder PAL 150W (linkslaufend)
Anlasser: Bosch BJH 1,4/12 LS 32 oder BJH 1,4/12 L3 Z9, Scintilla 10FR 1,3HP (später 1,5HP) oder PAL
Sonstige elektrische Ausrüstung (Bosch): Horn FDE 12/3, FDE 12/4. Abblendschalter SSH 11/5 Z. Schaltkasten (Lichtschalter) SSH 59/7 Z. Winkerschalter SSH 55/8 Z. Bremslichtschalter SSH 3/5 Z. Sicherungsdose SEA 18 L 6 Z. Wischmotor WV 12 S 177 mit Zubehörgruppe DZU 522/29 Z. Breitstrahler NE 170/12 A 2. Batterie BKK 667 C 2.
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit: 150–160 km/h (Werksangabe)
Normverbrauch: 12,2 l/100 km
Maximale Steigfähigkeit: 35 bis 40%
Produzierte Anzahl: 3023
Typ 87-603 Baujahr 1950
Länge: 4740 mm
Breite: 1670 mm
Gesamthöhe: 1500 mm
Motor: V8-Motor mit OHV-Ventilsteuerung, luftgekühlt (2 axiale Kühlgebläse)
Hubraum: 2545 cm³
Leistung: 95 PS (70 kW) bei 5000/min
Getriebe: Einscheiben-Trockenkupplung, Viergang-Schaltgetriebe mit Mittelschaltung, 2., 3. und 4. Gang synchronisiert
Antriebsart: Heckantrieb
Leergewicht: etwa 1400 kg
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h (Werksangabe)
Produktionszahlen
Jahr
Stückzahl
Bemerkungen
1936
0002
1937
0005
1938
0169
+ 2 Cabriolets
1939
0446
1940
0308
1941
0286
1942
0110
1943
–
1944
–
1945
0045
1946
0175
1947
0466
1948
0700
1949
0089
1950
0220
+ einige Expl. 87-603
Gesamt
3023
Literatur
Ivan Margolius & John G Henry: Tatra - The Legacy of Hans Ledwinka, Veloce, Dorchester 2015. ISBN 978-1-845847-99-9.
Ringhoffer-Tatra-Werke A.G. Werk Nesselsdorf: Vollstromlinienwagen Tatra 87, ca. 1939.
Ringhoffer-Tatra-Werke A.G. Werk Nesselsdorf: Handbuch für den Stromlinienwagen Tatra Type 87, ca. 1939.
Ringhoffer-Tatra-Werke A.G. Werk Nesselsdorf: Bestandteilverzeichnis für die Type 87. 1940.
Ringhoffer-Tatra-Werke A.G. Werk Nesselsdorf: Werbebroschüre Tatra 87. ca. 1938.
Wolfgang Schmarbeck: Tatra – Die Geschichte der Tatra-Automobile. Verlag des Internationalen Auto- und Motorrad-Museums Deutschland, Bad Oeynhausen 1977.
Karel Rosenkranz: Personenkraftwagen Tatra – 100 Jahre. GT Club – Motormedia, Prag 1998.
B.I.O.S. (British Intelligence Objectives Subcommittee) Final Report No. 922, Item No.19 Tatra Car, Type 87, V8 Aircooled Engine at Rear (15th July, 1946), London.
H. Kremser:Der Aufbau schnellaufender Verbrennungskraftmaschinen für Kraftfahrzeuge und Triebwagen. In: Hans List (Hrsg.): Die Verbrennungskraftmaschine. Band11. Springer, Wien 1942, ISBN 978-3-7091-5016-0, S.212–214, doi:10.1007/978-3-7091-5016-0 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
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