Dacia [ˈdatʃi̯a] ( Aussprache?/i) ist ein zu Renault gehörender rumänischer Automobilhersteller. Dacia ist der zentrale Markenname des früheren rumänischen Autoherstellers UAP in Pitești, welches später auch als Unternehmen Dacia heißen sollte. UAP ist die Abkürzung für Uzina de Autoturisme Pitești (wörtlich übersetzt „Autowerk Pitești“). Der Name Dacia ist eine Anlehnung an die Vergangenheit Rumäniens als römische Provinz Dakien (lateinisch Dacia). Als ursprüngliches Markenzeichen verwendete man ein Schildemblem mit im oberen Teil stehender Abkürzung UAP, im Feld darunter einem auf Felsen stehenden und die Flügel ausbreitendem Adler.
SC Automobile Dacia SA | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1966 |
Sitz | Mioveni, Rumänien![]() |
Leitung | Luc-Alexandre Menard (Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 12.532 |
Umsatz | 4,6 Mrd. Euro (2016) |
Branche | Automobilhersteller |
Website | gruprenault.ro |
Im Jahr 2021 verkaufte Dacia weltweit 537.095 Fahrzeuge, wobei etwas mehr als die Hälfte dabei auf den Dacia Sandero entfielen.[1]
Errichtet wurde das Werk 1952 in Colibași (heute Mioveni) nordöstlich von Pitești.[2] Es war hauptsächlich als Zulieferbetrieb für das LKW-Werk Steagul-Roșu (später Roman) in Brașov konzipiert. 1967 wurde es modernisiert und mit Unterstützung der französischen Renault-Werke zu einem Automobilwerk ausgebaut. Ab August 1968 lief mit dem Dacia 1100 das erste Modell vom Band – ein Lizenzbau des französischen Modells Renault 8.[3] Größere Stückzahlen erreichte Dacia/UAP ab 1969 mit dem Dacia 1300, einem Lizenzbau des Renault 12. In 35 Jahren wurden bis zur Produktionseinstellung am 21. Juli 2004 insgesamt 1.959.730 Fahrzeuge dieses Typs hergestellt. Dieser Dacia gilt bzw. galt daher als „Volkswagen“ Rumäniens. Kleine Stückzahlen der Modelle Renault 18 und Renault 20 wurden aus CKD-Bausätzen montiert.
Im Jahr 1978 wurde der Lizenzvertrag mit Renault beendet, und es erschienen weitere Modelle, die jedoch alle vom Renault 12 abgeleitet waren. Darunter befand sich auch ein Pick-up, der auf Hinterradantrieb umgestellt wurde. 1986 begann in Timișoara die Produktion des Dacia 500, der im Volksmund Lăstun (Schwalbe) genannt wurde.
In die DDR wurde der Dacia 1300 ab 1973 importiert und erfreute sich dort als einer der wenigen angebotenen Fronttriebler mit Viertaktmotor zunächst großer Beliebtheit. Die Verarbeitungsqualität ließ jedoch immer mehr nach, was dem Ruf des Dacia schadete. In den 1980er-Jahren wurde er nur noch sporadisch importiert. Dabei handelte es sich stets um die normale Limousine mit dem 1300-cm³-Motor.
Mit der Öffnung nach Westen strömten billige Gebrauchtwagen in das Land, die Produktionszahlen sanken. Dacia begann, sich nach einem Technologiepartner umzusehen, und ging eine lose Kooperation mit Peugeot ein. Ein Ergebnis war der auf einer vom Peugeot 309 abgeleiteten Bodengruppe basierende Dacia Nova (Markteinführung 1995), in dem allerdings die alten OHV-Motoren verwendet wurden.
Ende der 1990er-Jahre begann Renault, sich für Dacia zu interessieren, und erwarb 1999 Mehrheitsanteile. Erste signifikante Änderung war die Umstellung des Dacia Nova auf OHC-Motoren von Renault und die Einführung von Diesel-Modellen, nun unter dem Namen SupeRNova und nach optischen Retuschen 2003 als Solenza. Die Produktion des Solenza wurde Anfang des Jahres 2005 beendet.
In Westeuropa weniger verbreitet waren die von 1975 bis zum 8. Dezember 2006 produzierten und auf der Karosserie des Dacia 1300 basierenden Nutzfahrzeuge mit offener Ladefläche: Dacia Pick-Up, Dacia Drop Side und Dacia Double Cab. Die Fahrzeuge wurden in der letzten Bauzeit von 2004 bis 2006 mit Dieselmotoren von Renault ausgestattet und verfügten wahlweise über einen elektro-pneumatisch zuschaltbaren Allradantrieb. Der „Drop Side“ war mit kurzer zweisitziger Kabine und einer überbreiten Ladefläche mit umklappbaren Seitenwänden ausgestattet. Der „Pick-up“ hatte eine zweisitzige Kabine und eine Ladefläche mit Heckklappe. Der „Double Cab“ besaß eine verlängerte Kabine und war für fünf Personen zugelassen, die Ladefläche hinten war entsprechend kürzer. In 31 Produktionsjahren wurden etwa 320.000 Fahrzeuge dieser Art hergestellt. Die Produktion wurde eingestellt, um unter anderem die wirtschaftlich wesentlich lukrativere Produktion des Dacia Logan (im Jahre 2006 etwa 150.000 Fahrzeuge) erweitern zu können. Abgeleitet von dem Kombi, wird von diesem Modell auch eine Pick-up-Version angeboten.
Das Unternehmen Dacia ist heute eine vollständige Renault-Tochter. Seit 2004 werden in den Werken in Mioveni und Pitești nur noch der Dacia Logan, der Dacia Sandero sowie Nutzfahrzeuge mit offener Ladefläche hergestellt. Der Logan ist eine direkte Renault-Entwicklung, die in Osteuropa für ungefähr 5.000 Euro (zuzüglich Umsatzsteuer) verkauft wird. Seit Juni 2005 gibt es eine Version für Westeuropa mit Basispreisen unter 7.200 Euro. Damit unterbietet Dacia/Renault alle Angebote von Fahrzeugen vergleichbarer Größe in Westeuropa. Der Vertrieb wird über die Renault-Vertragshändler abgewickelt. Im März 2006 präsentierte Dacia das Konzeptauto Dacia Logan Steppe Concept in Genf; dieses war ein Ausblick auf die künftige Kombiversion des Logan.[4] Ein Jahr später wurde neben der Kombiversion auch ein Facelift für die Stufenhecklimousine präsentiert.
Im Jahr 2008 betrug der Monatslohn eines Beschäftigten in Pitești durchschnittlich 285, nach anderen Angaben rund 400 Euro. Im selben Jahr trat ein Großteil der Beschäftigten in einen Streik und forderte eine Lohnerhöhung von 50, nach anderen Angaben von 60 Prozent.[5][6]
Der Durchbruch u. a. im europäischen Markt kam etwa ab dem Krisenjahr 2008, als Dacia nach Ansicht der Zeitung Die Welt mit Kampfpreisen „das richtige Konzept gegen die Krise“ gefunden habe und mit einem Marktanteil von 0,8 Prozent (Gesamtmarkt) erstmals an Porsche und Jaguar vorbeigezogen sei[7] und im Folgejahr 2009 ein Absatzplus von 91 Prozent vermeldete.[8] Im Jahr 2012 konnte der Marktanteil in Deutschland mit 46.622 Fahrzeugen auf 1,41 Prozent ausgebaut werden, das sind für Deutschland bis dahin insgesamt 267.000 Fahrzeuge.[9] 2014 setzte der Hersteller 48.907 Fahrzeuge in Deutschland ab.[10]
Dacia war in der Saison 2009/2010 offizieller Haupt- und Trikotsponsor des Hamburger Fußballvereins FC St. Pauli.[11]
Zeitleiste der Dacia-Modelle seit 1968 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Typ | bis 1978 Lizenz-Fahrzeuge von Renault | ab 1999 Teil der Renault-Gruppe | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
60er | 70er | 80er | 90er | 2000er | 2010er | 2020er | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | |
Kleinstwagen | 500 (Lăstun) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kleinwagen | Sandero | Sandero II | Sandero III | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kompaktklasse | Dacia Nova | SupeRNova | Solenza | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Logan | Logan II | Logan III | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mittelklasse | 1100 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1300/1310/1410/1320/Liberta | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Obere Mittelklasse | 2000 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geländewagen / SUV | ARO 10 (Duster) | Duster | Duster II | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spring | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pick-up | 1304/1305/1307/1309 | Logan Pick-Up | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Van | Lodgy | Jogger | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hochdachkombi | Dokker | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kleintransporter | D6 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Jahr | Umsatz | Fahrzeuge |
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2012 | 12,74 Mrd. Lei[13] | 359.822 Fahrzeuge[14] |
2011 | 13,17 Mrd. Lei[13] | 343.233 Fahrzeuge[14] |
2010 | 348.723 Fahrzeuge: 325.346 Pkw und 23.377 leichte Nutzfahrzeuge[15] | |
2009 | 2,1 Milliarden Euro[16] | 311.282 Fahrzeuge[17] |
2008 | 258.372 Fahrzeuge[17] | |
2004 | ≈400 Mio. EUR (Prognose 12/2004)[18] | 61.482 Fahrzeuge |
2003 | 360 Mio. EUR[18] |