Der Saab 99 war ein Mittelklasse-PKW des Automobilherstellers Saab, der von Anfang 1968 bis Frühjahr 1984 hergestellt wurde. Der Saab 99 wurde von Sixten Sason entworfen.
Saab | |
---|---|
![]() Saab 99 (1970) | |
99 | |
Produktionszeitraum: | 1968–1984 |
Klasse: | Mittelklasse |
Karosserieversionen: | Limousine, Kombilimousine |
Motoren: | Ottomotoren: 1,7–2,0 Liter (59–107 kW) |
Länge: | 4350–4480 mm |
Breite: | 1680 mm |
Höhe: | 1450 mm |
Radstand: | 2470 mm |
Leergewicht: | 1120–1160 kg |
Nachfolgemodell | Saab 900 Saab 90 |
Nachfolger war der im Spätsommer 1978 eingeführte Saab 900, neben dem er aber weiterhin im Angebot blieb. Als leicht veränderte Ausführung lief der 99 noch von Sommer 1984 bis Mitte 1987 als Saab 90 vom Band.
Der Saab 99 hatte eine zunächst zweitürige, selbsttragende Karosserie. Ab Frühjahr 1970 war der Wagen auch als Viertürer lieferbar und wurde mit einem neuen, gepolsterten Armaturenbrett und Scheinwerferwaschanlage versehen. Die Karosserie war so stabil ausgelegt, dass der Saab 99 anfangs die Homologation für den Motorsport erhielt, ohne dass dafür separate Überrollbügel montiert werden mussten, was sonst nur bei ausgesprochenen Motorsportfahrzeugen wie beispielsweise dem Lancia Stratos der Fall war. Die Dicke der Tiefziehbleche betrug teilweise bis zu 1,2 mm. Dies und zahlreiche weitere Vorkehrungen wie hochgelegte Schweißpunkte der Bodengruppe und diverse Korrosionsschutzbehandlungen bewirkten eine sorgfältige Rostvorsorge,[1] wie sie damals bei den meisten anderen Pkw-Herstellern nicht üblich war.
Das Fahrwerk hatte Einzelradaufhängung vorn an doppelten Dreieckslenkern und eine Starrachse hinten, die von zwei Wattgestängen links und rechts längs und einem Panhardstab quer geführt wurde. Eine Besonderheit war zudem der deutlich längere Arbeitsweg der Stoßdämpfer im Vergleich zu den Schraubenfedern (keine Federbeine).[1]
Der Saab 99 wurde aufwendig gefertigt: die Montage eines Fahrzeugs dauerte 73 Stunden. Moderne Fahrzeuge haben Montagezeiten von unter zehn Stunden, allerdings bei geringerer Fertigungstiefe.
Dem bisherigen Konzept folgend, besaß auch der Saab 99 Frontantrieb. Ursprünglich hatte Saab die britische Entwicklungsfirma Ricardo mit der Konstruktion eines Motors für den 99 beauftragt. Im Lauf der Entwicklung wurde aber schnell klar, dass die Konstruktion eines eigenen Motors für eine so kleine Firma wie Saab zu teuer und zu risikoreich war.
Ricardo hatte beste Kontakte zu verschiedenen britischen Autoherstellern. Dadurch wusste man, dass zur gleichen Zeit beim Hersteller Triumph ein Team um den Konstrukteur Harry Webster einen neuen Vierzylindermotor für die Triumph-Automobile entwickelte. Ricardo vermittelte dann einen Kontakt zwischen Saab und Triumph. So konnte Saab letztlich den neuen „Slant-Four“-Motor von Triumph für den 99 übernehmen.
Zunächst hatte er 1,7 Liter Hubraum, der später auf 1,85 Liter vergrößert wurde. Diese Version gab es auch mit einer D-Jetronic-Einspritzanlage. Weil der Motor als Teil einer Baureihe konzipiert war, die es auch mit 8 Zylindern als V-Motor geben sollte, war der Zylinderblock um 45° geneigt. Der Motor war längs über der Vorderachse eingebaut, das Vierganggetriebe lag darunter. Ab 1970 stand ein Automatikgetriebe zur Wahl. Bemerkenswert war dabei die umgekehrte Einbaulage des Motors mit dem Schwungrad Richtung Kühler und dem Nockenwellenantrieb vor der Spritzwand. Die von Saab entwickelten und ab 1972 verwendeten Versionen dieses Motors (Baureihen B und H mit zwei Liter Hubraum) unterschieden sich in vielen Punkten (höherer Motorblock zugunsten eines breiteren Feuerstegs, Verteilerantrieb direkt von der Nockenwelle) von der Triumph-Konstruktion und ist nicht mit der von Triumph gebauten zwei Liter großen Variante verwandt.
Gemeinsam mit dem Konzernpartner Scania, der mit aufgeladenen Dieselmotoren Erfahrung gesammelt hatte, entwickelte man einen modernen Motor mit Abgasturboaufladung. Dieser arbeitete anders als bis dahin verwirklichte Turbomotorkonzepte der Konkurrenten nach der Drehmoment-Philosophie, gekennzeichnet durch einen relativ kleinen Turbolader, der mit einem eigens entwickelten Wastegateventil zur Ladedruckregulierung kombiniert wurde. Dieses System erzeugte bei niedrigerem Durchsatz ausreichend Ladedruck und sprach schneller an als herkömmliche Turbolader. Der Motor leistete bei 5.500/min 107 kW (145 PS) und beschleunigte das Fahrzeug in 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h; die Höchstgeschwindigkeit lag knapp über 200 km/h. Optional gab es das Fahrzeug mit Wassereinspritzung, was die Leistung zusätzlich steigerte. Eingeführt wurde das Modell aber erst 1978 nach einer intensiven Testphase mit 100 Testwagen, die Motorjournalisten und Testfahrern zur genauen Analyse zur Verfügung gestellt wurden.
Im Jahre 1977 präsentierte man ein Modell mit bivalentem Antrieb (Benzin oder Petroleum) für den finnischen Markt. Dies wurde ausschließlich im Werk Uusikaupunki (Nystad) hergestellt und war nur mit der zweitürigen Karosserie des Saab 99 lieferbar.
Wie beim Horizon Petro verfügte er über einen niedrig verdichteten Motor. Dabei handelte es sich um den Zweiliter-Turbomotor, allerdings ohne Turbolader, der dadurch 63 kW (85 PS) leistete. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 150 km/h. Der Tank war geteilt, wobei die größere Hälfte für das Motorpetroleum war und 45 Liter fasste. Äußerlich unterschied er sich neben dem Petro-Schriftzug durch einen zweiten Tankstutzen, der sich rechts vom Kennzeichen befand.
Mit Einstellung der Produktion des Saab 99 endete auch die Herstellung der Petro-Modelle.
Im Spätsommer 1978 wurde der Saab 900 eingeführt, ein etwas verlängertes und erweitertes Modell auf Basis des Saab 99. Die Vielfalt an Modellen nahm beim 99 nun etwas ab und so wurde der 99 Turbo nur noch in Europa zu Homologationszwecken als zweitüriges Modell angeboten. Ebenso wie der EMS in nur geringer Stückzahl. Zu Beginn der 80er Jahre war das Angebot an 99er-Modellen nur noch auf zwei- und viertürige Modelle mit Einfachvergaser-100-PS-Motor geschrumpft, um nicht mit dem Modell 900 zu konkurrieren.
Ab 1981 wurde der 99 nur noch in Finnland im dortigen Werk von Saab-Valmet produziert, das aber auf ausgezeichnetem Qualitätsniveau.
1982 wurde noch der auch im 900 eingesetzte sogenannte H-Motor als Weiterentwicklung des bestehenden Triebwerks eingebaut und ein Fünfganggetriebe stand zur Wahl.
Ein sanftes Facelift und eine gute Ausstattung sorgten ab 1983 nochmal für steigende Absatzzahlen. Selbst zum letzten Produktionsjahr 1984 wurde der stetig verbesserte und mittlerweile sehr ausgereifte Wagen nochmals mit kontaktloser Zündanlage und geänderter Lenkgeometrie aufgewertet.
Auch 1985 war noch nicht endgültig Schluss, denn der Saab 99 erfuhr im August 1984 als Saab 90 eine Fortsetzung im ungewöhnlichen Stil: Der Vorderbau wurde mit dem Heck des Saab 900 Sedan versehen und konnte so noch bis August 1987 als Einstiegsmodell fungieren. Da der 900 im eigentlichen Sinne eine Fortentwicklung des 99 ist, konnte das Konzept so bis Ende 1993 bestehen.
Der Saab 99 wurde nicht nur im Werk Trollhättan (Stallbacka) hergestellt, sondern auch im Werk Uusikaupunki in Finnland von der Tochter-Gesellschaft Oy Saab-Valmet ab. Der Saab 99 war deshalb auch als Polizeiwagen in Finnland im Einsatz. Es gab darüber hinaus 24.891 Modelle, die im belgischen Mechelen von Saab-IMA (Importateur des Moteurs et d'Automobiles) hergestellt wurden.[2][3][4]
Saab | 99 GL |
---|---|
Motor: | 4-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt) |
Hubraum: | 1985 cm³ |
Bohrung × Hub: | 90 × 78 mm |
Leistung bei 1/min: | 74 kW (100 PS) bei 5200 |
Max. Drehmoment bei 1/min: | 162 Nm bei 3500 |
Verdichtung: | 9,5:1 |
Gemischaufbereitung: | 1 × Zenith-Stromberg 175 |
Ventilsteuerung: | Obenliegende Nockenwelle, Antrieb über Kette |
Kühlung: | Wasserkühlung |
Getriebe: | 4-Gang-Getriebe Frontantrieb |
Radaufhängung vorn: | Dreieckslenker oben und unten, Schraubenfedern und Stoßdämpfer |
Radaufhängung hinten: | Starrachse, zwei Wattgestänge längs, Panhardstab, Schraubenfedern und Stoßdämpfer |
Bremsen: | Scheibenbremsen rundum, Servo |
Lenkung: | Zahnstangenlenkung |
Karosserie: | Stahlblech, selbsttragend |
Spurweite vorn/hinten: | 1400/1430 mm |
Radstand: | 2475 mm |
Abmessungen: | 4480 × 1690 × 1440 mm |
Leergewicht: | 1120–1160 kg |
Höchstgeschwindigkeit (Werk): | 160 km/h |
0–100 km/h (Werk): | 14,5 s |
Verbrauch (Liter/100 Kilometer, Werk): | 11,6 S |
Preis: | DM 19.250–19.950 (02/82) |