Der Maserati 5000 GT (intern: Tipo 103) war ein vom italienischen Automobilhersteller Maserati von 1959 bis 1964 gebauter Sportwagen der Oberklasse. Maserati nutzte für ihn das Chassis des 3500 GT, das mit dem Motor des im Rennsport erfolgreichen 450S verbunden wurde. Der 5000 GT gehörte zu den schnellsten und luxuriösesten Autos seiner Zeit.[1] Er gilt als der „glamouröseste aller Maseratis“[2] und als „High Society-Spielzeug allerersten Ranges“.[3] Der 5000 GT konkurrierte unmittelbar mit dem Ferrari 400 Superamerica. Das mit acht unterschiedlichen Karosserien hergestellte Auto entstand in sehr geringer Stückzahl.
Maserati | |
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![]() mit Allemano-Aufbau Maserati 5000 GT mit Allemano-Aufbau | |
5000 GT | |
Produktionszeitraum: | 1959–1964 |
Klasse: | Oberklasse |
Karosserieversionen: | Coupé |
Motoren: | Ottomotoren: 4,9 Liter (239–250 kW) |
Länge: | 4500–4700 mm |
Breite: | 1700 mm |
Höhe: | 1300 mm |
Radstand: | 2600 mm |
Leergewicht: | 1450 kg |
Die Entwicklung des 5000 GT war eine Reaktion auf die schwere wirtschaftliche Krise, unter der Maserati in den späten 1950er-Jahren litt. Das Formel-1-Programm mit dem Maserati 250F war erfolgreich gewesen – Juan Manuel Fangio hatte 1957 auf einem vom Werksteam eingesetzten 250F seinen fünften und letzten Weltmeistertitel geholt –, hatte aber zu einer hohen Verschuldung des Werks geführt. Sie zwang Maserati dazu, mit Ablauf der Saison 1957 das werksseitige Motorsportengagement einzustellen. Zeitgleich hatte der Verkauf des 3500 GT begonnen, des ersten in Serie hergestellten Straßensportwagens der Marke. Der Rückzug aus dem Motorsport führte dazu, dass sein Absatz ab 1958 nicht mehr durch die positive Wirkung von Rennerfolgen unterstützt wurde.[2] In dieser Zeit entstand die Idee, ein exklusives Straßenfahrzeug zu entwickeln, das in einem Marktsegment oberhalb des sechszylindrigen 3500 GT angesiedelt war. Die Initiative zur Entwicklung des 5000 GT ging dabei nach übereinstimmender Darstellung in der Literatur[4][5] auf Mohammad Reza Pahlavi, den Schah von Persien, zurück. Pahlavi war ein Automobilliebhaber und schätzte unter anderem Sportwagen der Marke Maserati. Er fuhr mehrere 3500 GT, die ihm allerdings als nicht exklusiv genug erschienen.[6] Maserati entwickelte auf seinen Wunsch hin ein besonders sportliches Auto, das das Chassis des 3500 GT mit der Motorisierung der achtzylindrigen Rennsportwagen verband. Dieses Fahrzeug war anfänglich als Einzelstück für Pahlavi gedacht;[7] nachdem die italienischen und amerikanischen Medien aber über das Auto berichtet hatten und der Wagen auf erhebliches Interesse internationaler Kunden gestoßen war, entschied sich Maserati für die Auflage einer Kleinserie. Aus ihr entstand der 5000 GT.
Der 5000 GT wurde im Laufe des Jahres 1958 unter der Leitung von Giulio Alfieri entwickelt. Maserati beschränkte sich dabei auf die technischen Komponenten. Die Gestaltung der Aufbauten überließ man dagegen mehreren selbständigen Karosseriewerkstätten, die bei ihren Entwürfen auf Kundenwünsche eingingen und insgesamt sehr unterschiedliche Entwürfe erstellten.
Alfieri ließ das Chassis des 3500 GT für die Aufnahme des schweren Achtzylindermotors verstärken. Die Aufhängung blieb hingegen unverändert; insbesondere behielt Maserati die hintere Starrachse bei. Als Kraftübertragung diente anfänglich ein manuelles Vierganggetriebe, das später durch ein Fünfganggetriebe von ZF ersetzt wurde. Ab 1961 waren schließlich Scheibenbremsen an allen vier Rädern vorgesehen.
Im Laufe der fünfjährigen Produktionszeit gab es drei Motorisierungsvarianten für den 5000 GT:
Von 1959 bis 1964 fertigen acht Karosseriewerke individuelle Aufbauten für den 5000 GT. Zu ihnen gehörten alle namhaften italienischen Carrozziere. Die ersten Aufbauten wurden von der Mailänder Carrozzeria Touring hergestellt, die meisten Aufbauten allerdings produzierte Allemano in Turin. Daneben entstanden mehrere Einzelstücke.
Einige Fahrgestelle wurden mehrfach karossiert. So erhielt das Fahrgestell Nummer 103.048 im Sommer 1962 eine Karosserie von Pietro Frua. Ein Jahr später erhielt es – ebenfalls von Frua – eine neue Karosserie, dabei wurde die Fahrgestellnummer auf 103.064 geändert. Das ursprünglich von Allemano karossierte Chassis Nr. 103.022 erhielt 1966 einen neuen Aufbau von Vignale.
1959 entwarf Touring die erste Karosserie für den 5000 GT. Das von Carlo Bianchi Anderloni entworfene Fahrzeug hatte einen knapp geschnittenen Coupé-Aufbau, der widersprüchliche Merkmale in sich vereinigte. Mit dem massiven, langgestreckten Wagenkörper kontrastierte ein knapper, filigraner Dachaufbau,[12] der extrem dünne Fahrzeugsäulen, eine hintere Panoramascheibe sowie eine auffällige Frontpartie aufwies. Die B-Säule bildete zugleich den hinteren Abschluss der Fahrgastzelle. Die Frontpartie trug eine ovale Öffnung, in der das Markenemblem, der Dreizack, integriert war.
Der Maserati 5000 GT mit Touring-Karosserie wurde erstmals beim Turiner Autosalon 1959 vorgestellt. Das Ausstellungsstück (Fahrgestellnummer 103.004) wurde an den Südafrikaner Basil Read verkauft, der seinerzeit Eigentümer des Kyalami Grand Prix Circuit war. Ein zweites, identisch karossiertes Fahrzeug (Fahrgestellnummer 103.002) war bereits einige Monate vorher an Reza Pahlevi geliefert worden, den Initiator des Projekts und ersten 5000 GT-Kunden. Die Touring-Karosserie erhielt den Beinamen Scià di Persia (Schah von Persien).
Touring karossierte später noch zwei weitere, mehr oder weniger identisch gestaltete 5000 GT-Modelle.
Das Mailänder Karosseriebauunternehmen Touring Superleggera stellte im März 2018 das Coupé Touring Sciàdipersia vor, das auf der Technik des Maserati GranTurismo beruht und an den 5000 GT Scià di Persia erinnern soll. Ein Jahr später folgte die Cabrioletversion. Für beide Ausführungen ist eine Kleinserie von 10 bzw. 15 Fahrzeugen angekündigt.
Die meisten Aufbauten für den 5000 GT stellte die Turiner Carrozzeria Allemano her. Auch Allemano kreierte einen knappen Dachaufbau, der nur über A- und B-Säule verfügte. Die Frontpartie war glattflächiger als die der Touring-Version; sie verfügte über zwei waagerecht positionierte Breitbandscheinwerfer und einen schlichten, verglitterten Kühlergrill. Am Heck fanden sich kleine waagerecht verlaufende Heckflossen, unter denen auf jeder Seite drei runde Rücklichter untergebracht waren. Nach allgemeiner Auffassung wurde das Design des Autos nicht von Serafino Allemano selbst entwickelt, sondern von Giovanni Michelotti. Allemanos Anteil beschränkte sich danach auf die handwerkliche Herstellung der Karosserien.[13]
Im Hinblick auf einige Motorsporterfolge Maseratis auf dem amerikanischen Indianapolis Motor Speedway wurde die Allemano-Version inoffiziell gelegentlich als 5000 GT „Indianapolis“ bezeichnet.[14]
Im Auftrag des franzpösischen Maserati-Importeurs schuf der Turiner Designer Pietro Frua ein knapp viersitziges Coupé mit erhöhtem Dach, einem geschwungenen hinteren Seitenfenster und einer auffallenden Panoramascheibe im Heck. Das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer AM 103.048 wurde im März 1962 auf dem Genfer Automobilsalon ausgestellt. Es erhielt 1963 im Werk die neue Fahrgestellnummer AM 103.064.
Im Mai 1962 gab Karim Aga Khan IV. bei Frua ein nahezu identisch karossiertes Fahrzeug (Fahrgestellnummer AM 103.060) in Auftrag. Wegen der prominenten Besitzer wird die Frua-Version des Maserati gelegentlich als „5000 GT Aga Khan“ bezeichnet. Das Aga-Khan-Auto wurde 2007 für einen Preis von 1.100.000 $ versteigert.[15]
1966 entstand ein drittes Fahrzeug mit Frua-Karosserie (Fahrgestellnummer AM 103.100).
Giovanni Michelotti entwarf 1961 im Auftrag des amerikanischen Rennfahrers Briggs Cunningham einen Individualaufbau für den 5000 GT. Das Auto war als viersitziges Coupé gestaltet. Als besonderes Merkmal hatte es eine stark abfallende Frontpartie mit Klappscheinwerfern.[16] Da das Studio Michelotti nicht über eine eigene Werkstatt verfügte, wurde das Cunningham-Auto bei Ghia aufgebaut.
Im Auftrag des italienischen Industriellen Fernandino Innocenti gestaltete Tom Tjaarda[17] für die Carrozzeria Ghia einen 5000 GT mit manieristischen Linien. Die senkrecht stehende Frontpartie war stark verchromt, die vorderen und hinteren Stoßstangen waren geschwungen.[18]
Pininfarina, der in den 1950er Jahren erfolgreichste italienische Stilist, der eng mit Ferrari verbunden war, stellte keine eigene Version des Maserati 5000GT her. Gleichwohl kam es zu der Verbindung einer Pininfarina-Karosserie mit dem 5000 GT-Chassis. Auslöser war der italienische Industrielle Giovanni "Gianni" Agnelli, langjähriger geschäftsführender Gesellschafter des Automobilherstellers Fiat. Agnelli fuhr privat unter anderem einen Ferrari 400 Superamerica, der mit einer individuellen Karosserie von Pininfarina ausgestattet war. Der im Allgemeinen als streng wahrgenommene Aufbau verfügte über eine vordere Panoramascheibe, eine hohe Frontpartie und eine große Kühleröffnung. 1961 ließ Agnelli die Pininfarina-Karosserie seines Ferrari mit dem Chassis des Maserati 5000 GT verbinden. Das Auto fuhr in den folgenden Jahren ohne jedes Markenemblem.[19]
Für Bertone entwarf Giorgetto Giugiaro ein glattflächiges 5000 GT-Coupé mit Doppelscheinwerfern vorn und einem Semi-Fließheck. Die Bertone-Karosserie wird in der Literatur teilweise als der schönste Maserati 5000 GT ansehen.[20] Die kleine Carrozzeria Monterosa stellte ein Einzelstück für den Tennisspieler Filippo Montanari her; Monterosa hielt sich bei dem generellen Layout eng an die Allemano-Karosserie, änderte aber Front- und Heckpartie deutlich ab.
Die Produktion des Maserati 5000 GT verteilte sich wie folgt:[21]
Carrozzeria | Aufbau | Stückzahl | Fahrgestellnummer |
Allemano | Coupé, 2+2-sitzig „Indianapolis“ | 22 | 103.014, 103.020, 103.022, 103.022, 103.024, 103.026, 103.028, 103.030, 103.032, 103.034, 103.036, 103.038, 103.040, 103.042, 103.044, 103.050, 103.052, 103.054, 103.056, 103.058, 103.062, 103.066. |
Bertone | Coupé, 2+2-sitzig | 1 | 104.004 |
Frua | Coupé, 2+2-sitzig „Aga Khan“ | 3[22] | 103.048 (= 103.064), 103.060, 103.100 |
Ghia | Coupé, 2+2-sitzig | 1 | 103.018 |
Michelotti | Coupé, 2+2-sitzig | 1 | 103.012 |
Monterosa | Coupé, zweisitzig | 1 | 103.012 |
Pininfarina | Coupé, 2+2-sitzig | 1 | 103.008 |
Touring | Coupé 2+2-sitzig, „Scià di Persia“ | 4 | 103.002, 103.004, 103.010, 103.010, 103.090 |
Der Maserati 5000 GT war ein exklusiver Sportwagen der Oberklasse. Die Exklusivität spiegelte sich in den Verkaufspreisen wider. Der deutsche Maserati-Importeur bot den 5000 GT mit Allemano-Karosserie im Jahr 1963 zu einem Preis von 70.400 DM an. Der Maserati 3500 GT kostete zur gleichen Zeit 44.400 DM, ein VW Käfer Standard wurde für 4.200 DM angeboten.[23]
Erstkunden des 5000 GT waren regelmäßig wohlhabende Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft oder Sport. Zu den Käufern des Maserati 5000 GT gehörten Giovanni Agnelli, Briggs Cunningham, der britisch-amerikanische Schauspieler Stewart Granger, der italienische Industrielle Fernandino Innocenti, Karim Aga Khan IV. und der seinerzeitige mexikanische Staatspräsident Adolfo López Mateos.
Viele der 5000 GT-Versionen sind Einzelstücke, für die sich auf dem Klassikermarkt kein sicherer Marktwert festmachen lässt. Allein für die Allemano-Versionen, die in mehr als 20 Exemplaren realisiert wurden, sind annäherungsweise Gebrauchtwagenpreise zu bestimmen. Für einen exzellenten 5000 GT von Allemano wird im Sommer 2011 ein Kaufpreis von etwa 370.000 Euro angegeben.[24]
Der amerikanische Musiker Joe Walsh nimmt in seinem Lied Life's Been Good Bezug auf seinen Maserati 5000 GT (Chassisnummer 103.026). Eine Strophe lautet:
Technische Daten Maserati 5000 GT | ||
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Maserati | 5000 GT 1959–1960 |
5000 GT 1960–1964 |
Motor: | Achtzylinder-V-Motor (Viertakt), Gabelwinkel 90° | |
Hubraum: | 4937 cm³ | 4941 cm³ |
Bohrung × Hub: | 98,5 × 81 mm | 94 × 89 mm |
Leistung bei 1/min: | 340 PS bei 5800 | 325 PS bei 5500 |
Verdichtung: | 8,5 :1 | |
Gemischaufbereitung: | 4 × 2 Weber IDM 45 | 4 × 2 Weber IDM 45 Benzineinspritzung (Lucas) |
Ventilsteuerung: | Vier obenliegende Nockenwellen | |
Kühlung: | Wasserkühlung | |
Getriebe: | manuelles Vierganggetriebe (1959–1963) manuelles Fünfganggetriebe (1963–1964) | |
Radaufhängung vorn: | Dreieckslenker Schraubenfedern | |
Radaufhängung hinten: | Starrachse Blattfedern | |
Bremsen: | vorne Scheibenbremsen hinten wahlweise Trommel- oder Scheibenbremsen, ab 1963 Scheibenbremsen rundherum serienmäßig | |
Karosserie: | Aluminium auf Rohrrahmen Aufbauten individuell | |
Radstand: | 2600 mm | |
Abmessungen: | Individuell in Abhängigkeit vom Aufbau | |
Leergewicht: | Individuell, ca. 1450 kg | |
Höchstgeschwindigkeit: | 260–280 km/h | |
Aktuelle Modelle: Ghibli (Tipo M157) | Grecale | Levante | MC20 | Quattroporte VI
Eingestellte/Abgelöste Modelle: 3200 GT | 3500 GT | 5000 GT | A6 | A6G | A6G/54 | Barchetta | Bora | Coupé | Ghibli (AM 115) | GranSport | GranCabrio | GranTurismo | Indy | Khamsin | Kyalami | Merak | Mexico | Mistral | Quattroporte (I, II, III, IV, V) | Sebring | Spyder (2001)
Biturbo-Baureihe: Biturbo | Biturbo II | 222 | 2.24 v | 222 E | 222 SE | 222 SR | 222 4v | Biturbo 420 | 4.18 v | 422 | 4.24 v | Biturbo 425 | 430 | 430 4v | Spyder | Karif | Racing | Shamal | Ghibli (AM 336) | 228
Supersportwagen: MC12
Rennwagen: 26 | 26B | 26M | V4 | V5 | 4CM | 6CM | 8C | V8RI | 8CM | 8CLT | 8CTF | 8CL | 4CL | 4CLT | A6GCM | A6GCS | 150S | 250F | 250S | 200S | 200SI | 300S | 350S | 450S | Tipo 61 „Birdcage“ | Tipo 63 | Tipo 65 | Tipo 151 | Tipo 154 | MC12 GT1 | Trofeo
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